Winzling und Hungerkünstlerin

Es ist winzig, oft gerade mal gut zwei Zentimeter hoch, zählt zu den kurzlebigsten mitteleuropäischen Blütenpflanzen und trotzdem vermag das hübsche Blümlein einige zum Verzweifeln zu bringen:

Das Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna aggr./ Draba verna)

Insbesondere wenn der Winzling es sich erlaubt – wie auf den Bildern – zwischen Pflastersteinen auf Garagenvorplätzen oder zwischen Gehwegplatten zu blühen. Da wird ihm schon mal mit dem Flammenwerfer oder Unkrautvertilgungsmittel zu Leibe gerückt. Ich habe mal so jemanden gefragt, ob er diese Blümlein auch schon von nah betrachtet hat und zeigte ihm Bilder vom Frühlings-Hungerblümchen. Seither wird es verschont und darf nun jedes Jahr kurz den Vorplatz mit seinen weissen Blüten wie ein zarter Flaum überziehen.

Die Artengruppe der Frühlings-Hungerblümchen – es gibt von ihm zahlreiche Kleinarten – ist äusserst anspruchslos, ein wahrer Hungerkünstler, kommt auch mit sehr magerem Boden und Trockenheit gut klar. So spriesst der Kreuzblütler auch zwischen Mauersteinen hervor und gedeiht auf kiesigen Ruderalstellen. Mancherorts ist es in den Schweizer Alpen sogar noch auf 2300 Meter zu finden (Kanton Wallis).

Auch wenn es heisst, die Blüten des Frühlings-Hungerblümchens werden von einer Vielzahl von Insekten bestäubt, vermehrt es sich doch hauptsächlich über seine lediglich 0,01 Gramm schweren Samen. Dabei ist ihm der Wind, aber auch der Regen behilflich, der sie davonschwemmt, oder aber Tiere, die sie mit sich forttragen.

In milden Jahren konnte ich schon beobachten, dass das Frühlings-Hungerblümchen bereits ab Februar zu blühen beginnt. Solltet ihr es irgendwo sehen, kann ich nur empfehlen, euch diese schnell vergängliche Schönheit von Nahem zu betrachten. «Klein aber Oho!» kann ich da nur sagen.

Klein aber Oho! Das Hungerblümchen

Diesen Winzling konnte ich auf dem Vorplatz meiner Nachbarin fotografieren. Es handelt sich um das Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna).

Das zarte, kleine, aber nicht minder hübsche Blümchen, gedeiht selbst unter widrigsten Bedingungen. Um seine Schönheit zu entdecken, muss man schon niederknieen und es aus der Nähe betrachten. – Kein Wunder habe ich immer schmutzige Knie, wenn ich in der Natur unterwegs bin.