Zimbelkraut – das schönste aller Mauerblümchen

Den meisten von uns ist das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) das erste Mal auf der Mauer einer Burg oder eines Schlosses begegnet. Dort lässt die «Blumen-Rapunzel» nicht ihr Haar, wohl aber ihre bis zu 60 Zentimeter langen Stiele mit den hübschen lilafarbigen Blüten und ihrem hellgelben Schlund aus Mauerritzen herabhängen.

Um seine Fortpflanzung zu sichern, bedient sich das Zimbelkraut einer besonders cleveren Methode.

Alle Bilder sind auf Schlossmauern entstanden, dem Schloss in Rapperswil, wie auch auf dem Schloss in Thun.

Ruinen, Burgen und Schlösser, sie stellen mit ihren unverfugten, oft im Halbschatten gelegenen Mauern, den perfekten Lebensraum für das Mauerblümchen dar.

Dort breitet sich das niederliegende Zimbelkraut über den Steinen aus, guckt aus jeder noch so schmalen Mauerritze hervor und lässt seine bis zu 60 Zentimeter langen, mit Blüten geschmückten Stängel wie Girlanden herabhängen. Diese zarten, hellvioletten Blüten mit ihrem hellgelben Gaumen erfreuen den Menschen gleichwohl wie die Insektenwelt über einen langen Zeitraum, von April bis im späten September.

Interessant: Während der Blüte wendet sich die Pflanze dem Lichte zu. Nach der Befruchtung bilden sich Kapselfrüchte, die bei Fruchtreife aufspringen und ihre Samen freigeben. Ein einzelner Same jedoch verbleibt in der Kapsel und der Stiel wendet sich nun vom Lichte weg und der Mauer und seinen Ritzen zu. Auf diese Weise besteht nun die berechtigte Hoffnung, dass der Same auf ein weiches Bett in einem dunklen Spalt fällt. Als Dunkelkeimer findet er dort nun ideale Voraussetzungen zur Keimung.

Ist die Natur nicht einfach grandios? Alle anderen, zuvor aus der Kapselfrucht gesprungenen Samen sind eigentlich Lotterielose, von denen vielleicht ein einziger es schafft – wenn überhaupt – irgendwo in der steinigen Umgebung auf fruchtbaren Untergrund zu fallen. Beim letzten verbleibenden hingegen, will die Natur auf Nummer sicher gehen und neigt sich der Mauer und ihren Ritzen zu, so, dass der letzte verbliebene Same die bestmögliche Chance erhält, später keimen zu können.

Ein Hingucker sind nicht nur die zarten Blüten, sondern auch die Blätter: breit-herzförmig, mit 5 – 7 breiten, oft leicht rötlichen Lappen.

Vor zwei Jahren bekam ich von einer Gartenfreundin ein paar Stängel Zimbelkraut geschenkt. Ich habe sie auf unsere alte Zyklopenmauer gesetzt, wo es sich offensichtlich sehr wohl fühlt, wie man auf dem ersten Bild in der Galerie erkennen kann. Es hat sich prächtig ausgebreitet und steht nun in voller Blüte.

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