
Bunt zeigen sich jetzt die Hecken in ihrem prächtigen Herbstkleid. Sie sind nicht nur ein Hingucker für uns Menschen, mit Vorteilen auch für die Landwirtschaft, sondern ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere, Rückzugsgebiet, Ort zur Futtersuche und Jungenaufzucht.
Längst wurde ihr zwischenzeitlich verkannter Wert wiederentdeckt und das Pflanzen von Hecken wird gefördert.
Ich habe das Glück in einer sehr strukturreichen Landschaft leben zu dürfen, durchzogen von Waldschluchten, mit Mischwäldern, alten Obstbaumbeständen, und so manch schöner Hecke wie auf diesem Bild.
Gemeiner Schneeball, Liguster, Hasel, Weiden, Weiss- und Schwarzdorn, Brombeeren, Waldrebe, Wildrosen, sie alle färben jetzt mit ihren Früchten und Blättern die Hecken bunt.


Wer sich mal wieder einen alten Schweizer Film aus den 60-er Jahren anschaut (z.B. Ueli der Knecht), der sieht nicht nur, wie viele Streuobstwiesen es damals noch gab, sondern auch die viele Hecken. Sie wurden bereits vor dem Mittelalter als Abgrenzung von Weiden gepflanzt. Zudem wurden die jungen Triebe durch das regelmässige Schneiden einst zur Futtergewinnung genutzt. So, wie auch das Holz und die Früchte der Heckensträucher regelmässig geerntet worden sind.
Manche Hecken sind auch spontan entstanden, in Böschungen zum Beispiel. Die heutigen Zier- & Sichtschutzhecken in den Siedlungen haben oft kaum mehr etwas gemein mit den wertvollen naturnahen Hecken in der Kulturlandschaft.
Hecken können sich je nach Höhenlage und Standort in der Zusammensetzung der Straucharten unterscheiden. Dann gibt es noch Strukturunterschiede: Niederhecke, Hochhecke und Baumhecke. Sie alle sind von grossem Wert für den Erhalt der Artenvielfalt , denn sie sind ein wichtiger Lebensraum für sehr viele Tiere, von den Säugetieren bis hin zu den Kleinlebewesen wie Insekten.


Zu den typischen Heckenbewohnern zählen etwa die Zauneidechse, Vögel wie die Goldammer oder der Neuntöter, aber auch Igel und viele Kleintiere. Sie finden das ganze Jahr über immer in irgendeiner Form Futter in den Hecken, seien dies Beeren, Pflanzen oder Insekten.
Diese Zauneidechse konnte ich im Frühling unter einer Hecke fotografieren wo sie sich gesonnt hat.
In der offenen Landschaft bieten Hecken zudem vielen Tieren Schutz, wenn sie, wie zum Beispiel ein Feldhase vor einem Greifvogel, Zuflucht suchen müssen. Hecken sind daher wichtige Vernetzungsstrukturen für viele Arten. Auch Rehe nutzen grössere Hecken manchmal als Tagesversteck.
Und ganz viele Vogelarten können in den zum Teil mit Dornen bewehrten Sträuchern geschützt vor so manchem Räuber ihre Jungen aufziehen.


Viele Hecken sind seit meiner Kindheit in den 60-er Jahren entfernt worden. Dies zum einen, weil ihr Nutzen als Abgrenzung nicht mehr gegeben ist, da viele der Kleinbauernbetriebe, mit denen ich aufgewachsen bin, verschwunden sind. Heute gibt es in den meisten Gemeinden nicht mehr wie früher viele Kleinbauern, sondern ein paar wenige landwirtschaftliche Grossbetriebe, die an vielen verschiedenen Orten Land zur Bewirtschaftung dazu pachten.
Mit dieser Entwicklung wurden ab den 90-er Jahren Hecken vor allem eines: ein Hindernis bei der Bewirtschaftung der grossen Flächen und viele von ihnen wurden kurzerhand entfernt. So verschwanden auch in meiner Gemeinde seit meiner Kindheit viele Hecken.
Heute geht das wohl nicht mehr so einfach, vor allem, wenn eine Hecke bereits seit einer geraumen Zeit steht.


Was natürlich ebenfalls erwähnt werden muss, ist die Tatsache, dass die Pflege von Wildhecken Arbeit mit sich bringt, da sie je nach Bewuchs in gewissen Zeitabständen gestaffelt geschnitten werden müssen. Das zeigt dieses Bild gut, wie hier der Hasel gestaffelt auf Stock geschnitten wird.
Heute ist man sich aber zunehmend der grossen Bedeutung von Hecken wieder bewusst, sie bringen ja auch viele Vorteile für die Landwirtschaft:
Hecken schützen Wiesen in der Fläche vor der Wucht von Sturmwinden und insbesondere in Hanglagen vor Rutschungen und Erosion, indem sie den Wasserabfluss bremsen. Ein weiterer Nutzen ist, dass ihre zahlreichen verschiedenen Bewohner sich zum Beispiel über plötzlich auftretende Schädlinge in angrenzenden Wiesen und Feldern hermachen und damit Schäden begrenzen können. Ab einer gewissen Heckengrösse zieht auch der Fuchs ein, ein willkommener Wühlmausjäger.
Das Pflanzen von Hecken wird heute auf verschiedene Arten gefördert und unterstützt.


So wurden in den letzten Jahren – oft in Zusammenarbeit mit unterstützenden Organisationen wie «Heckentag Schweiz», einem gemeinnützigen Verein – wieder neue Hecken angepflanzt. Heckentag Schweiz führt alljährlich im November einen nationalen Hecken(pflanz)tag durch, heuer am 8. November. Interessierte finden dazu hier weitere Informationen: https://heckentag.ch/ht25/





