
Es kann wieder losgehen, der Rasen unter meiner bald 40-jährigen Kornelkirsche (Cornus mas, «Tierlibaum», «Dirndlstrauch») ist rot, übersät mit unzähligen Kornellen. Höchste Zeit die dunkelroten, weichen, unter ihnen aufzusammeln und zu Köstlichkeiten zu verarbeiten.
Jetzt, Mitte August, ist der Boden unter unserer Kornelkirsche (Cornus mas) übersät mit heruntergefallenen Kornellen. Aber Achtung: Nur diejenigen, die von allein herunterfallen, ganz dunkelrot, weich und leicht glasig sind, sollten für die Verarbeitung verwendet werden. Also nicht schütteln, auch nicht leicht, denn dann fallen umgehend auch hellrote, noch unreife Früchte herunter.
Am besten ist es, man breitet in diesen Tagen der Reife grosse, alte Tücher unter den Sträuchern aus, so kann man die heruntergefallenen Kornellen besser einsammeln und sie bleiben schön sauber.


Mein alter Entsafter, ein «Saftborn«, leistet mir beim Verarbeiten von Wildfrüchten (auch von Holunder beispielsweise) seit vielen Jahren gute Dienste. Er ist dreiteilig: Im untersten Gefäss, der Pfanne, befindet sich kochendes Wasser, dann kommt der Behälter, in dem der Saft aufgefangen wird und aus welchem ein Schläuchlein das wertvolle Gut herauslaufen lässt, dann kommt der Siebeinsatz, in welchen man die Früchte gibt. Kornellen sollten wie in meiner Anleitung beschrieben, am besten vor dem Entsaften etwas angedrückt werden. Ich mache das jeweils auf einem Blech mit einem Wallholz, aber auch ein Reibeisen wäre dazu geeignet, die Schale zum Platzen zu bringen, damit der Saft danach schneller austreten kann.
Aus dem Saft lassen sich verschiedene Köstlichkeiten zubereiten. Bei mir sind es jedes Jahr ein paar Gläser feinen Gelees. Meine Anleitung dazu, wie ich die Kornellen zu Gelee verarbeite, findet ihr hier: https://natur-tagebuch.ch/zeit-fuer-kornelkirschen-gelee/#more-4840
Im Internet oder Büchern werdet ihr mit Sicherheit noch viele andere Rezepte zur Verwendung der Kornellen finden.
Nachfolgend noch zwei Rezepte aus dem wunderbaren Büchlein «Hagedorn und Hopfenkranz» von Ursel Bühring:

ROTES HERBSTFRUCHTDESSERT – Wildfruchtdelikatesse für 8 Personen
Einen «Gewürztee» zubereiten aus 300 ml Wasser, 150 Gramm Zucker, 1/2 Teelöffel Zimtpulver, einer Nelke und wer hat, kann noch fünf getrocknete und fein zerriebene Berberitzenfrüchte zufügen, anstelle der sonst üblichen abgeriebenen Schale einer unbehandelten Zitrone. Kurz aufkochen und erkalten lassen, dann abseihen. Ein Pfund entsteinte Kornelkirschen, im Mixer püriert und mit dem Saft einer Zitrone vermischt, unter den kalten Gewürztee rühren und im Gefrierschrank unter mehrmaligem Umrühren cremig gefrieren lassen. Danach in vorgekühlte Gläser füllen, mit frischen Kornelkirschen garnieren und mit einem Schuss «Likör der Griechen» veredeln.
LIKÖR DER GRIECHEN:
600 Gramm gewaschene und angeschnittene Kornelkirschen mit einem Zimtstängel und einer Vanillestange in ein Glasgefäss geben. Mit einem Liter bestem Kirschwasser auffüllen. 250 Gramm Kandiszucker zusetzen und mindestens fünf Wochen lang an die Sonne stellen. Die Kornelkirschen abfiltern und den Likör in Flaschen/Gläser füllen. Die abgesiebten Kirschen nicht wegwerfen! Diese «inhaltsschweren» Früchte verleihen jedem Dessert eine beschwingende Note» (Quelle: Ursel Bühring aus «Hagedorn und Hopfenkranz»)

1996 erschien ein Hildegard von Bingen-Kochbuch von Wighard Strehlow worin man über die Kornelkirschfrüchte lesen kann:
«Sie enthalten den roten Fruchtfarbstoff Anthocyan, der zur Vitamin-P-Gruppe gehört. Dieses Vitamin P ist ein wichtiger Schutz- und Reparaturfaktor bei Entzündungen und Verletzungen der Schleimhäute und Blutgefässe, zum Beispiel bei Gastritis oder Krampfaderleiden».
Übrigens wird insbesondere auch Zöliakie-Betroffenen der Konsum von Kornelkirschen in jedwelcher Form über einen längeren Zeitraum empfohlen. Ein weiterer Grund, warum ich eine Kornelkirsche im Garten stehen habe.
Der heimische Strauch ist jedoch auch sonst in vielerlei Hinsicht ein Geschenk für jeden Garten. So erfreut er bereits im zeitigen Frühjahr, noch vor der Forsythie, mit seinen goldgelben Blüten (Bild) und ist deshalb ein wichtiger Frühblüher für zahlreiche Insekten, vorallem für die Hummelköniginnen.

Übrigens: Tierlibaum wird die Kornelkirsche hierzulande auch häufig genannt. Doch das hat mit «Tierli» (Tierchen) nichts zu tun, auch wenn das immer mal wieder irgendwo geschrieben steht. Kein Wunder, heisst es doch, stolze 15 Vogelarten erlaben sich an ihnen. Doch «Tierli» sei eine Ableitung von Dirlitze, wie das bis zu 8 Meter hochwachsende Hartriegelgewächs auch genannt wird. Weitere, im Volksmund häufig verwendete Bezeichnungnen für die Kornelkirsche sind Dürlitze, Hirlnuss, in Österreich auch Dirndl, Dirndling, Dirndlstrauch oder Gelber Hartriegel.