Zauberhaftes Leuchten im Gras

Es mussten sechs Jahrzehnte vergehen, bis ich das erste Mal in meinem Leben das zauberhafte Leuchten eines Glühwürmchens (Lampyridae) beobachten konnte. Vor zwei Wochen war es soweit, und es war eine dieser Naturerfahrungen, die man nicht so schnell vergisst. Was für ein hochinteressantes Tierchen das doch ist, das feenhafte Glühwürmchen, das eigentlich gar kein Würmchen, sondern ein Käfer ist.

Es war vor zwei Wochen, als wir nach einem gemeinsamen Abendessen mit Freunden während dem Eindunkeln noch einen Spaziergang unternahmen. Der Mond stand bereits am Himmel. Der Weg verlief entlang eines Kanals zum nahegelegenen See und dort, just neben dem Weg im Gras, entdeckten wir in der Dunkelheit dieses intensive, Leuchten im Gras.

Es hat uns schon ein wenig nachdenklich gestimmt, wie es da so ganz allein auf weiter Flur, ohne (sichtbare) Artgenossen, einsam vor sich hin geleuchtet hat. Mit ziemlicher Sicherheit handelte es sich bei diesem Glühwürmchen (Lampyridae) um ein Weibchen des Grossen Leuchtkäfers (Lampyris noctiluca), das mit seinem Leuchten die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts auf sich ziehen wollte. Neben den drei anderen, in der Schweiz vorkommenden Leuchtkäferarten, zählt der Grosse Leuchtkäfer zu den am häufigsten vorkommenden Glühwürmchenarten. Von allen Arten vermag lediglich beim Kleinen Leuchtkäfer auch das Männchen zu leuchten.

Vielleicht war das einsame Käferchen – es ist ja eben kein «Würmchen» – auch etwas gar früh dran, heisst es doch von ihm, dass es ab Juni zu leuchten beginnt, genauer gesagt ab dem Johannistag (24. Juni). Ein Grund, warum der Grosse Leuchtkäfer im Volksmund auch als Johanniswürmchen bezeichnet wird.

Das Leuchten selbst entstehe durch eine biochemische Reaktion der Zellen am Hinterleib, diese setzt Lichtenergie frei. Während der Paarung selbst (bei dem sich ein Männchen aus der Luft auf ein Weibchen fallen lässt) und danach, leuchten sie nicht mehr. Und nach erfolgter Eiablage sterben sowohl das Weibchen, wie auch das Männchen bald einmal.

Bevor aber der Zeitpunkt der Paarung kommt, durchlebt das Glühwürmchen rund zwei Lebensjahre als Larve. Diese ernährt sich von Schnecken und kann dabei recht rabiat vorgehen, Bilder dazu, wie auch vom Larvenstadium und weitere interessante Informationen findet ihr hier: https://www.pronatura.ch/de/tier-des-jahres-2019-gluehwuermchen

Übrigens: Noch ist dieses feenhafte Wesen in der Schweiz weit verbreitet, doch die zunehmende Lichtverschmutzung und die fortschreitende Schrumpfung seines Lebensraums (vielfältige Kulturlandschaften) setzen auch dem Glühwürmchen zu.

«Drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit es dem Glühwürmchen wohl ist. Erstens müssen Schnecken verfügbar sein. Zweitens ist ein vielfältiges, giftfreies Mosaik aus Klein-Lebensräumen nötig. Offene Stellen, schattige Plätzchen, feuchte Verstecke: Solche Strukturen bietet zum Beispiel eine traditionelle Kulturlandschaft, ein naturnaher Garten oder ein giftfrei gepflegter Friedhof oder Park.» (Pro Natura Schweiz)

Nun wünsche ich euch allen von Herzen – wenn auch für einmal mit etwas düsteren, aber hoffentlich trotzdem erhellenden Bildern – einen guten Start in die Woche,

Gaby Kistler

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .