Wegwarte – Urmutter von Zuckerhut, Endivie, Radicchio & Co.

Die Wegwarte (Zichorie/Cichorium intybus): Heilpflanze, Urmutter der Zichoriensalate und einst wichtiger Kaffeeersatz.

Blau wie ein Sommerhimmel, sind die Blüten der Wegwarte; genau so wie die Blüten der Zichoriensalate, der Kulturform der Zichorie.

Das Zichoriengewächs gehört zu den wenigen Korbblütlern unter den Wildpflanzen die blau blühen. Es heisst, die Sonnenbraut, wie sie auch genannt wird, öffne ihre Blüten meistens nur vormittags und schliesse sie am frühen Nachmittag bereits wieder. Ich kann das nicht bestätigen, weil ich selber keine im Garten habe, jedoch weiss ich, dass die Salatsorten Zuckerhut (Fleischkraut), Endivie und natürlich Chicorée, Radicchio etc. genau gleich blühen.

Von der Wegwarte gibt es nämlich zwei Zuchtformen: die Variante «sativum», die Kaffeezichorie, und die Variante «foliosum» (davon sind Chicorée, Radicchio und Zuckerhut wiederum Untervarianten).

Abgesehen vom Titelbild, seht ihr auf den Bildern alles Blüten von Zichoriensalaten, hier zum Beispiel ein blühender Zuckerhut (Fleischkraut). Aber auch der Cicchorino rosso trägt dieselben wunderschön himmelblauen Blüten, wie auch die Endivie.

Meine Grossmutter vermischte stets den teuren Bohnenkaffe mit Franck Aroma, einem Kaffeeersatz respektive Zusatz, aus gerösteten und gemahlenen Zichorienwurzeln. Überhaupt spielte die Zichorie einst in der Geschichte des Kaffeeersatzes eine grosse Rolle. Die ersten Zichorienfabriken sind in Deutschland Ende des 18. Jahrhunderts entstanden; zu einem frühen Zentrum der Kaffeeherstellung wurde die Stadt Braunschweig. Das Ausweichen auf Kaffeebohnenersatzprodukte war wohl auch eine Folge von den Mitte des 18. Jahrhunderts bestehenden Verboten und Einschränkungen für «die Kaffeeherstellung und den Konsum des einfachen Volkes» in verschiedenen deutschen Staaten. «Während der napoleonischen Kontinentalsperre von 1806 bis 1812 wurden die Bezugsmöglichkeiten der Originalprodukte für „arabischen Kaffee“ eingeschränkt. Daraufhin mussten Alternativen für den beliebten Übersee-Kaffee gefunden werden, die sich in der Tradition der ansässigen Getränke ergaben.»

Nun aber zurück zur Pflanze: Um die Wegwarte ranken sich verschiedene Legenden, so sollen zum Beispiel deren himmelblauen Blüten die blauen Augen eines verzauberten Burgfräuleins sein, das am Strassenrand bis heute vergeblich auf seinen Geliebten wartet. Tatsächlich findet man die Wegwarte sehr häufig entlang von Wegen und Strassen, aber auch in so manchem Garten wartet das Burgfräulein.

Die Wegwarte ist eine grosse Heilpflanze, so soll sie gemäss A. Vogel, Sebastian Kneipp und anderen grossen Heilpflanzenkundigen, stoffwechselregulierend sein. Noch heute ist die Wegwarte denn auch ein wichtiger Bestandteil von Magen-, Leber- und Galletees. Sie findet aber auch Verwendung bei Appetitlosigkeit und als kräftigendes Mittel.

Ich hoffe, das «Original», die Wegwarte, wird auch eines Tages den Weg in meinen Garten finden. Bis dahin erfreue ich mich an den Blüten ihrer Kulturformen, wie beispielsweise auf diesem Bild des Zuckerhutes.

Nun bleibt mir noch, euch ein wunderschönes Sommerwochenende zu wünschen, mit viel Erfrischungen und Abkühlungen bei diesen hochsommerlichen Temperaturen über 30° Celsius. Für mich heisst es heute Bohnen einfrieren, nochmals Ringelblumenblüten zupfen als Reserve für den Winter, das bereits getrocknete Bohnenkraut in Büchsen versorgen, genauso wie den Salbei, den ich im Winter dann bei Erkältungen (allen voran Halsweh) in Teemischungen trinken werde. Gestern kochte ich Zwetschgen-Chutney ein, 10 Gläser à 250 ml, sollte wieder für eine Weile ausreichen. Ich liebe diesen süss-scharfen Ketchupersatz über alles! Hier finden Interessierte das Rezept dazu: https://natur-tagebuch.ch/delikater-ketchup-ersatz-pflaumen-chutney/#more-3173 Geht übrigens genauso gut mit Pflaumen.

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