Kürzlich wurde ich in einem Kommentar darauf angesprochen, dass es neben dem Dost (Origanum vulgare), den ich vorgängig hier vorgestellt hatte, ja auch noch den Wasserdost (Eupatorium cannabinum) gebe.
Eine gute Idee, euch die Pflanze mit dem ähnlichen Namen vorzustellen. Verwandt ist sie mit dem Dost jedoch nicht:
Der Wasserdost ist ein Korbblütler und hat als solcher schon mal nichts mit dem Dost, der aus der Familie der Lippenblütler stammt, gemein, ausser vielleicht die Blütenfarbe.
Warum er auch Wasserhanf heisst, liegt auf der Hand, so erinnern seine Blätter ein wenig an die von Hanf (wobei ich jetzt das nicht wirklich ausgeprägt finde). Sie sind bitter und werden deshalb ausser von Ziegen von den meisten Tieren verschmäht.
Wolf Dieder Storl erwähnt den Wasserdost in seinem Buch «Ur-Medizin» nicht in Zusammenhang mit einer Verwendung als Heilpflanze, sondern als Wetterzauber, den angeblich die Kelten mit ihm betrieben haben sollen.
Wie immer stehen hinter den Namen, die der Volksmund den Pflanzen verliehen hat, alte Geschichten, Legenden und überliefertes Wissen. So schreibt die Kräuterpädagogin Petra Knoll: «Rutengeher sehen im Wasserdost einen pflanzlichen Anzeiger für eine Störzone unter der Oberfläche, denn er wächst bevorzugt auf Wasseradern.» Daher wohl auch das «Wasser» im Namen.
Eine weitere volkstümliche Bezeichnung für Wasserdost ist Kunigundenkraut und da ist ein Lostag dafür verantwortlich:
Zuerst zur Begriffserklärung: «Lostage sind im Bauernjahr bestimmte Tage, die nach altem Volksglauben für das Wetter der kommenden Wochen und damit für die Verrichtung verschiedener landwirtschaftlicher Arbeiten, wie etwa den Beginn der Aussaat oder den Ausgang der Ernte, bedeutsam waren. Die Bezeichnung und das Datum solcher Lostage orientiert sich am Heiligenkalender des Kirchenjahres.» (Wikipedia)
Die Kräuterpädagogin Knoll schreibt dazu: «So wurde am Tag der Heiligen Kunigunde, einem Lostag der Bauern für die kommende Ernte („Wenn es an Kunigunde friert, man es noch 40 Tage spürt“), ein Wetterzauber mit der Pflanze durchgeführt. Daher rührt der Name Kunigundenkraut.» Der Tag der Heiligen Kunigunde ist der 3. März.
In meinem Garten findet sich der Wasserdost an trockenen, wie auch an feuchten Stellen. Er zieht wie der Dost unglaublich viele Insekten an, Schmetterlinge in grosser Anzahl, Käfer, Schwebfliegen, Wildbienen.
Mir gefällt der Wasserdost, mit seinen lanzettlichen, unregelmässig gezähnten Blättern und rosa Blüten. Nach der Blüte bilden sich flauschige Samenbällchen. An Naturstandorten sieht man ihn häufig in Waldlichtungen, genauso wie in Riedwiesen.
Übrigens: «Wasserdost ist bei uns der einzige seiner Gattung, von der es jedoch mehrere hundert, fast ausschliesslich in Amerika vorkommende Arten gibt.»