Was Pflanzen zum Erröten bringt

Wer hätte gedacht, dass es sich hier um eine Nachtkerzenblattrosette handelt? Das Bild stammt von gestern.

Während der Wintermonate fällt auf, dass einige Pflanzen, die ansonsten ein grünes Blattkleid tragen, stark rot überlaufene Blätter aufweisen. Dafür gibt es eine interessante Erklärung.

Über dieses Phänomen der rot überlaufenen Blätter habe ich bereits im Sommer geschrieben, wenn grosse Hitze herrscht. Der Grund ist im Winter wohl ein ähnlicher (auf dem Bild seht ihr rot überlaufenen Kriechenden Günsel neben Gänseblümchen):

Die durch den Pflanzenfarbstoff Anthocyane erzeugte rote Farbe wirkt wie ein natürlicher Sonnenschutz. Die Pflanzen sind im Winter, wie auch im zeitigen Frühjahr nämlich einem ziemlich starken Kälte- und Lichtstress ausgesetzt.

Diese Kombination (Kälte + Licht) hemmt auch im Herbst bei den Laubbäumen gemäss dem Biologen Martin Schaefer die Photosynthese. Das Sonnenlicht könne nicht wie üblich in chemische Energie umgewandelt werden, so der Forscher. «Stattdessen bilden sich durch die Wirkung des «überschüssigen» Lichtes freie Radikale, äußerst aggressive Moleküle, die das Blattgewebe zerstören

Aus diesem Grund färben sich die Laubbäume im Herbst eben dank den Pflanzenfarbstoffen Anthocyane (rot) und Carotinoide (gelb/orange). Folglich wirken die Anthocyane ähnlich wie ein Schutzschild: vor zu viel Licht und vor freien Radikalen, so Schaefer.

Mit ziemlicher Sicherheit wird dasselbe für den Winter und das zeitige Frühjahr gelten, so jedenfalls hat mir dies einst ein Botanikerfreund erklärt: rote Blätter entstehen als Folge von Hitze- aber auch von «Kältestress». – Übrigens wird an der Anthocyanbildung noch heute geforscht, es gibt laufend neue Erkenntnisse. So könne die Blattfärbung auch ein Warnsignal für Insekten sein:

Insbesondere im Frühling entwickeln geschlüpfte Larven einen ungemeinen Heisshunger auf frische, junge Blätter. Interessant ist diesbezüglich meine Feststellung im Salatbeet: Rotblättrige Sorten wie Cicorino rosso (Bild, Februar) werden von Schnecken wie auch von Spatzen, die im Frühjahr gerne junge Salatblätter verspeisen, verschmäht, ganz im Gegensatz zu den grünblättrigen Sorten.

Vielleicht entdeckt ihr am Wochenende in eurem Garten oder draussen in der Wildnis auch rot überlaufene Pflanzen? Was mich betrifft, so werde ich wohl mehr oder weniger das ganze Wochenende im Garten verbringen. Es gibt noch viel zu tun, unter anderem das ganze (Obst-/Weiden-)Baumschnittmaterial der letzten Wochen verräumen.

Wie ihr sehen könnt, hat nun auch mein letzter Baum-Türkranz ein geeignetes Plätzchen gefunden, er schmückt nun den Eingang in mein «Refugium».

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