Diese Hornisse (Vespa crabro) verspeist hier vielleicht gerade die letzte Beute in ihrem Leben. Der Hornissenstaat in unserem Garten befindet sich in diesen letzten Oktobertagen in seinem langsamen Niedergang.
Doch noch immer werden von letzten verbliebenen Arbeiterinnen Aufgaben erledigt, wie zum Beispiel das Nest zu säubern und Larven, die nun nicht mehr gefüttert werden, herauszutragen.
Im Nest am Gartenschuppen hat das grosse Sterben des Hornissenstaates begonnen. Dieses wurde bereits einige Wochen zuvor mit dem Flug der jungen Weibchen (junge Königinnen) und dem Erscheinen von Männchen (Drohnen) angekündigt. Die begatteten Weibchen lagerten die männlichen Geschlechtszellen in einen dafür bestimmten, besonderen Behälter ein. Sie verwenden diese im Frühjahr nach und nach für die Befruchtung der Eier die sie legen werden.
Dieses Bild zeigt das Hornissennest Ende Oktober, es wird nun definitiv nicht mehr weiter «wachsen».


Eingeleitet wird der Untergang eines Hornissenvolkes durch das Schwinden der Arbeiterinnen. Die restlichen im Nest verbliebenen Tiere vernachlässigen nun ihre Fütterungspflichten, die Folge davon sind abgemagerte Larven. Sie fallen schliesslich aus dem Nest oder werden – das konnte ich heute mehrmals beobachten – von Hornissen mit den Kiefern gepackt und dann vor das Nest oder in die nähere Umgebung geworfen (Bild einer ca. 1 cm grossen Larve neben einer Kellerassel, direkt unterhalb des Nestes).
Währenddem Arbeiterinnen noch ihren letzten Aufgaben nachkommen, stirbt die Königin. Ich konnte sie bereits anfangs Juni beobachten, wie sie mit dem Nestbau und der Staatengründung begonnen hat (Bild vom 4. Juni). Sie ist nun erschöpft und am Ende ihrer Kräfte angelangt, nachdem sie seit dem Frühsommer unablässig Eier gelegt hat.
Irgendwie schwingt schon ein wenig Wehmut mit, wenn ich zusehen muss, wie dieses Volk seinem Ende entgegen geht. Durfte ich es doch 5 Monate lang beobachten und in dieser Zeit viel über Hornissen dazulernen.


Man sieht es am Verhalten der letzten verbliebenen Hornissen: Sie sind in den letzten Zügen, teilweise fliegen sie wie betrunken, taumelnd durch die Lüfte, schaffen oft nicht mehr die «Landebahn» am Nest zu treffen und landen stattdessen auf Wein- oder Tomatenblättern. Dort rappeln sie sich dann mühsam wieder hoch (Bild). Eine von ihnen landete aus Versehen auf meiner Hand beim Fotografieren, eine andere auf meiner Kapuze.
Ein deutlicher Hinweis, dass das Volk im Niedergang ist, sind herumliegende sterbende oder bereits tote Hornissen (Bild) sowie die bereits erwähnten Puppen die zu Füssen des Nestes liegen. Aufgefallen ist mir heute zudem, wie nun Fliegen stinkfrech sich auf das Nest setzen, ja sogar in den Eingang hineinspazieren, ohne dabei gross behelligt zu werden. Nur manchmal, wenn es ihr zu bunt wird, kommt eine Wächter-Hornisse und verjagt die Fliegen. Doch so richtig ernst nimmt auch sie ihren Job nicht mehr und das spüren die Eindringlinge.


Auf diesem Bild seht ihr – als Grössenvergleich – nochmals eine aus dem Nest geworfene Larve neben meinem kleinen Finger.
Wäre schön, wenn wir auch nächstes Jahr wieder ein Hornissennest im Garten haben dürfen. Es gab nie Probleme mit diesen friedlichen Tieren und sie haben die Wespenpopulation «in Schach gehalten».
Wenn der Standort den Hornissen zugesagt hat, ist die Chance gross, dass eine Jungkönigin in der Nähe im nächsten Frühsommer wieder einen neuen Staat gründen wird.
Nun sage ich «Lebt wohl Hornissen! Danke, dass ihr so geduldig mit mir wart und mich so viele Male euch habt fotografieren und filmen lassen und das aus allernächster Nähe!«
Es folgen nun in der Galerie ein paar Bilder die den Nestbau während des Jahres dokumentieren.







Quelle: Meine Informationen über die Hornissen entnehme ich grösstenteils dem Buch von J. Zahradnik «Bienen, Wespen, Ameisen – Die Hautflügler Mitteleuropas»
Wir haben seit Jahrzehnten Hornissen bei uns im Garten.
Sie fressen die Wespen in den Trauben und sind immer friedlich.
Freue mich aufs nächste Jahr.