
Eines Tages war er in meinem Garten, der Wald-Ziest (Stachys sylvatica). Da fragt man sich manchmal, woher die Pflanzen plötzlich kommen, beim Wald-Ziest ist es ja so, dass er sich hauptsächlich über weite Wurzelausläufer neue Standorte erschliesst. Die Samen jedoch, die werden sowohl über den Wind wie auch über Tiere verbreitet. Da der Fuchs bei uns ein häufiger nächtlicher Gast ist, bin ich mir fast sicher, dass er mir den Wald-Ziest vom nahen Wald mitgebracht hat. Danke, Meister Reineke!
Letztlich aber egal, wie der Wald-Ziest den Weg in den Garten fand, jedenfalls freut es mich, dass uns der hübsche Lippenblütler mit seiner Anwesenheit beehrt. Die weinroten Blüten mit ihrer hellen Zeichnung werden hauptsächlich von Hummeln, Schwebfliegen und Wildbienen bestäubt. Er ist auch eine Pollenquelle für die Gewöhnliche Keulhornbiene und die Wald-Pelzbiene, zudem ist der Wald-Ziest eine wichtige Raupenfutterpflanze des Heilziest-Dickkopffalters.
Typisch für einen Lippenblütler: Seine Blüten «reissen den Rachen weit auf».


Falls ihr den Wald-Ziest an einem feuchten, schattigen Waldweg entdeckt, empfehle ich euch, die behaarten Blätter anzufassen: Sie sind so wunderbar weich wie Samt. Somit würden sie euch bestens aus der Patsche helfen, falls ihr in der Natur draussen mal dringend ein Geschäft erledigen müsst.
Holt ihr euch den mehrjährigen Wald-Ziest in den Garten, so würde ihm ein nährstoffreiches Plätzchen im Halbschatten zusagen. Er eignet sich aber auch als Balkonpflanze.