Ist euch die wächserne (Äpfel) oder mehlige Beschichtung von Obst auch schon aufgefallen? Was ist ihr Zweck? Wer sich mit dem Thema befasst, stellt fest, dass die Begriffe Wachs, Reif und Duft in diesem Zusammenhang eine völlig neue Bedeutung bekommen:
Wer hat nicht auch schon mal einen rotbackigen Apfel an den Kleidern abgerieben, damit er glänzt wie Schneewittchens Apfel? Was den Äpfeln den Glanz nimmt und sie «speckig» aussehen lässt, ist eine Wachsschicht, sie schützt das Obst vor Austrocknung.
Einige Apfelsorten, wie beispielsweise Jonagold, haben eine etwas dickere, andere, wie Boskop, Elstar oder Cox Orange eine etwas dünnere Wachsschicht.
In verschiedenen EU-Ländern und anderen Staaten wird das Obst künstlich gewachst, für eine bessere Transport- und längere Lagerfähigkeit. Im Bio-Anbau hingegen darf kein Obst gewachst werden. Als künstliches Wachs wird Bienenwachs, Carnaubawachs, Candelillawachs oder Schellack verwendet. Diese Wachsarten seien für den Verzehr unbedenklich, doch müsste Obst, welches damit behandelt worden ist, deklariert werden. Das ist deshalb wichtig weil es Menschen gibt, die beispielsweise auf Carnaubawachs allergisch reagieren.
Bei dem weissen «Film» auf Zwetschgen und Pflaumen, sowie auch auf Trauben oder Heidelbeeren, spricht man nicht von Wachs, sondern von «Reif» oder «Duft». Auch er erfüllt denselben Zweck wie das Wachs auf Äpfeln: Der weisse, mehlartige Überzug schützt die Früchte vor Austrocknung. Er bildet sich aus Tau und Regenwasser, welches auf der Frucht verdunstet und diesen mehlartigen weissen Duftfilm hinterlässt. Ist übrigens auch auf Wildobst wie den Schlehdornfrüchten zu beobachten.
Was die Schlehdornbeeren betrifft, so habe ich in diesem Zusammenhang in der Berliner Zeitung etwas Interessantes gelesen: «Die Fähigkeit, UV-Farben zu sehen, hilft den Vögeln auch in anderen Situationen weiter, etwa bei der Nahrungssuche. Schlehen beispielsweise sind mit ihrer blaugrauen Farbe für das menschliche Auge eher unscheinbar. Wenn die Beeren reifen, bilden sie eine Wachsschicht aus, die das UV-Licht reflektiert. Für die Vögel erscheinen sie dann als strahlende Punkte in dem ansonsten eher stumpfen Blätterwerk. «
Selbst bei den Brombeeren kann man den Duft mit einem guten Auge beobachten: Ich erkenne ihre Vollreife daran, dass sie nicht mehr gar so stark glänzen, sondern ganz leicht matt erscheinen. Der Unterschied ist wirklich minim und nicht alle sehen ihn. Doch nach so vielen Jahrzehnten Brombeeren pflücken, habe ich ein Auge dafür. Gerade bei dieser Beerenart ist es wichtig, dass sie wirklich reif sind und beim Pflücken fast in die Hände fallen; muss man sie zupfen, sind sie noch nicht reif.
Wer schon länger meinen Newsletter abonniert, dem fällt sicher auf, dass ich schon mal über dieses «Phänomen» Duft, Reif, Wachs auf Obst berichtet habe. Es liegt natürlich wortwörtlich in der Natur der Sache, dass sich in einem Naturtagebuch zwangsläufig manchmal einige Ereignisse im Laufe des Jahres halt auch mal wiederholen können. Doch ich bemühe mich sehr, stets wieder über Neues, Interessantes aus der Natur zu berichten.
Nun wünsche ich euch allen einen guten Wochenstart und grüsse herzlich, Gaby Kistler