Vor dem Regen noch einmal Sonne getankt

Heute morgen, punkt 9 Uhr, noch mit dem Glockengeläut der Kirchen in der fernen und näheren Umgebung, vernahm ich zuerst ein entferntes, lautes Rauschen in den Wäldern. Kurz darauf erfasste ein heftiger Windstoss unser Holzhäuschen, so dass es im Gebälk bedrohlich laut knarzte.

Mit dem Sturmwind kam auch Regen, der nun heute Sonntag übers Land peitscht; gut waren wir gestern noch über drei Stunden von zuhause aus in die Höhe gewandert.

Man konnte leicht erkennen, wo es Schattenhalb und wo Sonnenhalb war, auf der spürbar kälteren Schattenseite der Landschaft lag noch Schnee, während er auf der sonnigen Seite bereits wieder geschmolzen ist.

Dieser alte Kirschbaum hier, von dem man nicht genau weiss, wie es zu dieser Verdickung am Stamm gekommen ist, der steht auf der Sonnenseite und die letzten Schneeresten sind schon bald weggeschmolzen.

Sehr schön sah gestern einer meiner Lieblingsbäume in unserer Gemeinde aus, der mächtige Bergahorn. Er ist an seinem Standort, auf der Krete (im Bild im Hintergrund), weit herum sichtbar. Doch mit ihm prägen noch viele weitere grosse Bergahorne das Landschaftsbild auf dieser Höhe, zwischen 700 und 1200 Metern.

Die grösste Freude war jedoch gestern, dass ich das allererste Mal die Laute eines Auerhuhns (Tetrao urogallus) vernehmen konnte.

Leider konnte ich den prächtigen Vogel nicht sehen und näher wollte ich nicht gehen, das hätte ihn nur gestört und vertrieben.

Das Auerhuhn befindet sich bei uns in der Schweiz auf der Roten Liste und ist stark gefährdet, so, wie in ganz Mitteleuropa. Nicht zuletzt machen ihm auch die stark zugenommenen Freizeitaktivitäten zu schaffen, die sich im Lauf der Jahrzehnte immer mehr in wichtige Rückzugsgebiete dieser seltenen Wildtiere verlagert haben.

Schneeschuhläufer und Snowboarder dringen mittlerweile in die entlegensten Gebiete vor, wichtige Ruhezonen, die früher einst während der Wintermonate den Wildtieren vorbehalten war.

Soviel dazu, denn normalerweise halte ich mich sehr zurück, es wird schon genug gemahnt und um Rücksichtnahme auf das Wild gebeten. Dies im Besonderen im Winter, wenn Schnee von ihm sehr viel abverlangt und jede Flucht, die es wegen uns ergreifen muss, lebensnotwendige Energien verschwendet, deren Verlust letztlich sogar den Tod bedeuten kann.

Tatsache ist, dass wir immer mehr Menschen sind in unserer kleinräumigen Schweiz und wir alle heute – im Gegensatz zu meiner Kindheit – uns in der Freizeit vermehrt mit verschiedensten sportlichen Aktivitäten in der Natur aufhalten. Was letztlich für unsere Gesundheit keine schlechte Entwicklung ist. Alles was es bräuchte wäre ein bisschen mehr gesundes Naturverständnis und Rücksicht.

Nun wünsche ich euch allen herzlich einen gemütlichen 4. Adventssonntag; irgendwann werde auch ich mich heute wetterfest einpacken und in die von Wind und Regen gepeitschte Natur rausgehen,

Gaby Kistler

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