Heute ist ein trüber Tag und es regnet. Darüber bin ich froh und dankbar, die Natur kann Regen in dieser Wachstumsphase sehr gut gebrauchen.
Aber ich möchte euch heute trotzdem etwas Licht in die Bude bringen, mit zwei lieblichen, weissblühenden Pflanzen aus der Gattung der Leimkräuter (Silene), die gerne miteinander verwechselt werden: Die Weisse Lichtnelke (Bild, Silene latifolia ssp. alba) und die Klatschnelke (Silene vulgaris).
Da wäre einmal das Taubenkropf–Leimkraut, in der Flora Helvetica als Klatschnelke (Silene vulgaris) bezeichnet. Klatschnelke finde ich sehr passend, so benennt sie in der Schweiz auch der Volksmund, nämlich «Klatschnägeli». Als Kind zerklatschten wir die für sie typischen grossen, aufgeblasenen Kelche zwischen den Händen, das hat Spass gemacht.
Auffällig am «Aufgeblasenen Leimkraut» sind neben den ballonartigen Kelchen auch die Griffel und Staubbeutel, die sehr ausgeprägt aus den Blüten herausragen. (Die sieht man bei der Weissen Lichtnelke nicht.) Der Stängel der Klatschnelke ist nicht klebrig, ein weiteres Unterscheidungsmerkmal.
Vom intensiven, kleeartigen Duft, den die Klatschnelkenblüten in der Nacht verströmen, werden Nachtfalter angelockt. Die müssen jedoch mit langen Rüsseln ausgestattet sein, damit sie in den tiefen Kelchen überhaupt zum Nektar gelangen. Hummeln machen da kurzen Prozess und begehen einfach sogenannten Nektarraub: Sie durchbeissen die Kelchwand an der Seite, um an den begehrten Nektar zu kommen.
Das «Aufgeblasene Leimkraut» mag trockene, kalkhaltige Böden an sonniger Lage. Einst wurden seine Wurzeln zur Herstellung von Seifenlauge verwendet.
Die Weisse Lichtnelke (Silene latifolia ssp. alba) entdeckte ich zum ersten Mal in einem sonnigen Wiesenbord im weiter oben gelegenen Dorf. Im Gegensatz zu der vorgängig beschriebenen Klatschnelke, ist der Stängel der Weissen Lichtnelke klebrig. Ihre Wurzeln reichen ebenfalls tief, 60 cm (Klatschnelke: 1 Meter!), weshalb beide Lichtnelkenarten tiefgründigen Boden benötigen. Er sollte bei der Weissen Lichtnelke mässig feucht und ebenfalls an sonniger Lage sein. Anders als bei der Klatschnelke, seht ihr hier auf dem Bild auch keine langen Griffel und Staubbeutel aus der Blüte herausragen.
Am Tage erscheinen die Blüten der Weissen Lichtnelke zuweilen geschlossen, ja sogar etwas verwelkt, doch das täuscht. Sie sind wohl einfach Langschläfer, denn gegen den späteren Nachmittag öffnen sie sich und beginnen ihren intensiven Duft zu verströmen. Auch sie locken damit langrüsselige Nachtfalter und Schwärmer an.
Von der Weissen Lichtnelke heisst es übrigens ebenfalls, dass die unterirdischen Teile als Waschmittel verwendet werden können. Also, liebe Leute, merkt euch das, man weiss ja nie was für Zeiten noch kommen, vielleicht ist irgendwann nicht nur das Klopapier, sondern auch das Waschmittel nicht mehr erhältlich.
In der Galerie findet ihr nachfolgend noch ein paar Bilder, um das Auseinanderhalten der beiden Pflanzen etwas zu «üben».