In mageren Wiesen oder entlang von Waldrändern, beginnt das Johanniskraut (Hypericum perforatum) zu blühen. Wir gehen ja auch bereits in grossen Schritten auf «Johanni» zu (24. Juni, Gedenktag des Heiligen Johannes des Täufers). Die auch als Hartheu oder Tüpfeljohanniskraut bekannte Heilpflanze blüht stets um die Sommersonnwende. Sie findet dieses Jahr am 20. Juni um 22.40 Uhr statt.
Das Echte Johanniskraut gehört zu DEN Sonnwendkräutern. Zwei Merkmale, anhand derer man es gut erkennen kann: Hält man ein Blatt gegen das Licht, so weist es viele kleine Löchlein auf (daher der botanische Namen perforatum, also «perforiert»). Es handelt sich dabei um Öldrüsen. (Bild dazu in der anschliessenden Galerie)
Zerquetscht ihr zudem ein paar Blütenblätter zwischen den Fingern, werden sie von rotem Saft gefärbt, der austritt. Er ist für die wunderschön rubinrote Farbe des Johannisöls (Rotöl) verantwortlich, das man mit den Blüten des Johanniskrauts herstellt.
Das Johanniskraut zählt zu den Heilpflanzen, deren Heilkraft bereits seit vielen Jahrhunderten bekannt ist. Sie wurde unterdessen auch in mehreren Studien bestätigt.
Bis heute bekannt ist zum Beispiel ihre positive Wirkung bei leichten Depressionen, wovon im 16. Jahrhundert bereits Paracelsus berichtet hat. Obwohl ich zwar eine «Grüblerin» bin, die sich oft Gedanken um das Weltgeschehen macht, neige ich doch nicht zu Depressionen. Viel eher verbrenne ich mich dann und wann am Feuer oder in der Küche am Herd. Deshalb setze ich jedes Jahr im Sommer neues Rotöl her. Das ist wahres rotes Gold, wenn es um das Heilen von Verbrennungen geht.
Über die Herstellung dieses wertvollen Öls und seine Anwendung habe ich hier bereits berichtet: https://natur-tagebuch.ch/johannisoel-das-rote-gold/#more-1730
Christine Storl («Unsere grüne Kraft») wendet es auch bei Prellungen, Zerrungen, Bluterguss, Hexenschuss, steifem Nacken/Nackenschmerzen, Ischiasschmerzen, Nervenschmerzen und rheumatischen Schmerzen an (durch Einmassieren der schmerzenden Stellen, zudem auch als Badzusatz bei den genannten Indikationen: 1 – 2 EL auf ein Vollbad)
Achtung: Johanniskraut macht die Haut lichtempfindlich (auch bei einer innerlichen Einnahme).
Für die Heiden (wertneutral gemeint) war übrigens dieses rote «Blut», das aus den Johanniskrautblüten herausquillt, das Blut des zur Zeit der Sonnwende tödlich verwundeten Sonnengottes Baldur; für die Kelten das Blut des Belenos (Bel). Später, bei den Christen, war es das Blut Johannes des Täufers, der um die Zeit der Sonnwende geköpft worden ist.
Dem Volksglauben zufolge, besass auch dieses Kraut die Kraft, Blitze abwenden zu können. Ein Grund, weshalb man noch heute an so manch altem Bauernhaus ein geheimnisvolles Büschel Johanniskraut hängen sieht.
Sowieso, Johnanniskraut ist immer dabei, so darf es auch an Maria Himmelfahrt nicht im Kräuterbüschel fehlen, der an diesem Tag in der Kirche geweiht wird (dieses Jahr am 15. August). Zusammen mit anderen heil- und wunderkräftigen Pflanzen wurde das Johanniskraut nach der Weihe zu Hause auf dem Dachboden aufgehängt (Blitzschutz).
In vielen Regionen lodern noch heute um Johanni in der Nacht die Johannisfeuer, wobei es hier nicht um die Ehrung der grossen biblischen Gestalt Johannes des Täufers geht, sondern um eine «christlich-kalendarische Überlagerung der Sonnenwendfeuer».
Gebt ihr den Begriff Johannisfeuer 2024 in eine Suchmaschine ein, so werdet ihr zahlreiche Hinweise auf entsprechende Veranstaltungen finden. Die Wenigsten, die daran teilnehmen, werden wohl wissen, dass es sich dabei um eine Feierlichkeit handelt, die unter anderem einst zum Zwecke der Fernhaltung von Hagelschäden und bösen Dämonen gedient hat.
Einen guten, ausführlichen Beitrag zum Thema Sonnenwende und seine Rituale und Feierlichkeiten findet ihr hier: https://www.servus.com/a/b/4-braeuche-zur-sonnenwende
Ich persönlich werde mich während der diesjährigen Sonnwende in den österreichischen Alpen befinden und melde mich hiermit für ein paar Tage ab.
Spätestens anfangs nächster Woche aber bin ich wieder zurück; habt eine gute Zeit bis dann,
mit lieben Grüssen
Gaby Kistler
Danke für die immer tollen Beiträge. Sehr interessant und lehrreich.
Schöne Auszeit
Herzliche Grüsse
Krista