Von der Stinkenden zur Palmblatt-Nieswurz

Allein der Name, Stinkende Nieswurz, ist jetzt nicht wirklich «anmächelig», wie wir Schweizer sagen. Und punkto farbenprächtiger Blüten kann diese heimische Wildpflanze nicht mithalten mit ihrer Schwester, der Lenzrose (Helleborus orientalis).

Trotzdem möchte ich dieser zu Unrecht etwas verkannten Pflanze heuer mal wieder meine Aufmerksamkeit schenken, denn die verdient sie allemal.

Ich finde die immergrüne Stinkende Nieswurz nämlich sehr extravagant, mit ihren eigentümlichen, grünen Blüten, die sich – angeordnet in Büscheln – glockig neigen.

Sie bestehen aus fünf Blütenhüllblättern an deren Grund sich schlauchförmige, auch als Honigblätter bezeichnete Nektarblätter befinden. Deren Nektar ist jedoch nur für Hummeln und Pelzbienen erreichbar.

Ihre Blüten öffnen sich bereits im späten Winter, bis weit hinein in den Frühling. Das macht sie zu einem der wichtigsten Frühblüher für Insekten.

Was die Blüten – im Vergleich mit der Lenzrose – vielleicht farblich nicht hergeben, macht die Stinkende Nieswurz mit ihren äusserst dekorativen, dunkelgrünen, festen Blättern wieder wett. Sie sind handtellerförmig, und 7-9teilig.

Die Pflanze zählt zu den Halbsträuchern, was nicht weiter verwundert. Immerhin erreicht so eine Pflanze Durchmesser von 60 – 90 Zentimetern. Sie ist mehrjährig und – davon zeugt ihr Erscheinungsbild – sehr robust und frosthart. Sogar Minustemperaturen von bis zu 20° nehme sie klaglos hin.

Warum aber «stinkend»? Es seien die Blätter und Wurzeln, die etwas unangenehm riechen, wenn man sie reibt. Diese Tatsache hat ihr zu diesem unvorteilhaften Namenszusatz verholfen. Viele Gärtnereien preisen heutzutage die Pflanze jedoch etwas schmeichelhafter als Palmblatt-Nieswurz an und lassen das «Stinkende» weg.

Nun zum «niesen»: Die Inhaltsstoffe der Stinkenden Nieswurz reizen zum Niesen, weshalb die heute als in allen Teilen giftig deklarierte Pflanze einst Bestandteil von Schnupftabak war.

Die Wildpflanze – in den trockenen Wäldern des Jura verbreitet, im Mittelland ab und zu in Auen-Mischwäldern – wird oft auch als Zierpflanze in Gärten gepflanzt. So stammen alle Beitragsbilder von einer Stinkenden Nieswurz in einer Gartenrabatte, wo sie ein richtiger Hingucker ist und das über einen sehr langen Zeitraum. Gut möglich, dass es sich bei dieser abgebildeten Nieswurz um eine kultivierte Art handelt, die Helleborus foetidus «Wester Flisk».

Viele Jahre lang wuchs eine Stinkende Nieswurz in meinem Garten. Dann war sie plötzlich nicht mehr da. Seither versuchte ich x-mal vergeblich, wieder eine bei mir anzusiedeln. Doch letzten Sommer, da brachte mir eine liebe Kollegin ein Exemplar mit aus ihrem Garten und voilà, es scheint ihr bei mir zu gefallen. Sie ist gut angewachsen und es scheint ihr sehr zu gefallen zwischen Kornelkirsche und Nussbaum.

Es heisst, dass, sofern sich die Pflanze mal in einem Garten etabliert hat, diese sich grosszügig selber aussät – mit Hilfe der Ameisen. Darüber jedoch berichte in einem späteren Beitrag.

Wer sich für die Unterschiede zwischen der weissen Schneerose (Christrose/Helleborus niger) und der Lenzrose (Helleborus orientalis) interessiert, der wird in diesem Beitrag fündig: https://natur-tagebuch.ch/helleborus-die-ersten-fruehlingsboten/#more-3786

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