
Früher hatte ich mich oft gefragt, wie das möglich ist, dass selbst Pflanzen mit Knöllchen oder Zwiebeln, eines Tages plötzlich zwischen Treppenstufen oder in Mauerritzen auftauchen.
Hinter dem Rätsel stehen fleissige Ameisen, die sich als Gartengestalterinnen betätigen.
Etwa 150 mitteleuropäische Pflanzenarten – darunter viele Frühblüher – werden durch die sogenannte Myrmekochorie verbreitet; so wird die Samenverbreitung durch Ameisen bezeichnet.
Dazu ein paar Beispiele von Pflanzen, die sich der Ameisenverbreitung bedienen: Stiefmütterchen, Primeln, Krokusse, Schneeglöckchen, Leberblümchen, Frühlingsadonisröschen, Herbstzeitlosen, Veilchen, Stinkende Nieswurz, Bärlauch.


Und so funktioniert die Myrmekochorie: Den Samen haftet ein grosses, helles Anhängsel an, das sogenannte Elaiosom. Dieses enthält Glukose, Fette, Fruktose und das Vitamin C und ist somit für Ameisen ein wertvoller Nahrungslieferant. Sie sammeln fleissig die Samen ein, transportieren diese zum Bau, trennen dort den eigentlichen Samen vom Elaiosom und tragen danach die Samen wieder aus dem Bau.
Auf diese Weise wachsen dann Pflanzen eines Tages noch in einer ganz anderen Ecke des Gartens, als wir sie ursprünglich gepflanzt hatten.
Der Herr Johan Rutger Sernander, ein Schwedischer Botaniker und Geologe, hat mal die Verschleppung eines Samens auf die stolze Distanz von 70 Meter (!) beobachtet. Zudem berechnete er, dass ein Staat Roter Waldameisen pro Jahr an die 36’000 Samen verbreitet.
Auf dem Bild nebenan seht ihr, wie uns im Lauf der Jahre die Ameisen bei der Gestaltung dieses Plattenwegs wacker mitgeholfen haben. Sie haben sämtliche Blumen «gepflanzt».


Bei vielen Pflanzen helfen wir bei der Vermehrung jedoch gleich selber mit, indem wir die Samen mit unseren Schuhen im Garten herumtragen. Bei Pflanzenarten mit Klettfrüchtchen (z.B Bach-Nelkenwurz, Kletten-Labkraut) helfen dann zudem unsere Haustiere bei der Verbreitung: Die Samen bleiben wie Kletten in ihrem Pelz hängen.
Ja und zu guter Letzt spielt da natürlich noch der Wind, das himmlische Kind, bei vielen Pflanzen eine Rolle in der Samenverbreitung.

Ein Kommentar bei: “Von Ameisen und dem Elaisom”