Vom Zauber eines Abends im Mai

Ich liebe diese Stunden nach Sonnenuntergang, wenn es langsam eindunkelt, begleitet vom Konzert der Grillen, des Waldkäuzchens und dem wunderbaren Duft von Heu und Flieder.

Nach 21 Uhr, kurz nachdem die Sonne untergegangen ist, setze ich mich allabendlich hin, erlebe den Farbwechsel am Himmel. Die letzten Gelb-Orange-Farbtöne im Westen, die langsam in ein Blauviolett übergehen. Als kleines Kind dachte ich, dass abends schwarze Wolken kommen und die Sonne verdecken und es deshalb dunkel wird.

Das Grillenkonzert schwillt an, wird immer lauter, etwas später werden die Konzertanten noch unterstützt von meinem Lieblingsvogelruf, dem Uhuuuu-Hu-Huhuhuhuhuu des Waldkäuzchens. Wer noch fehlt in diesem Jahr, sind die Fledermäuse, die hier allabendlich die Runden über mir drehen und dabei manchmal auch haarscharf an mir vorbeisausen.

Am Himmel zeigt sich der Mond mit einem Halo. Dieser Hof, respektive Ring, der ihn umgibt, ist ein optisches Phänomen welches durch die Brechung des Mondlichts an Eiskristallen in der Atmosphäre entsteht.

In der Luft hängt ein unglaublich wohltuender, würziger Duft von frischem Heu. Überhaupt verstärken sich viele Gerüche mit der erhöhten Luftfeuchtigkeit in der Nacht. Auch der blühende Flieder und das Duft-Geissblatt verströmen zur Abendzeit einen besonders intensiven Duft.

Sie sind so wohltuend, diese Momente der Stille, des Innehaltens. Nur sein, einfach nur sein. Lauschen, riechen, mit der Nase in der Luft schnuppernd wie ein Wildtier, und könnte ich auch noch die Ohren spitzen, ich täte es wohl.

In diesen Momenten lässt es sich besonders gut und klar denken. Vor allem dann, wenn man auf dem Weg einer Entscheidungsfindung ist. Wichtige Entscheide werden ja nicht von einem Tag auf den anderen gefasst, sie reifen über eine längere Zeit hinweg.

Solche Stunden sind für mich unglaublich schön, kostbar, wertvoll und doch für alle kostenlos. Ein jede und jeder von uns kann sich am Abend auf ein Bänkchen an einem schönen Platz hinsetzen, vielleicht an einem Waldrand und sich an der einkehrenden Abendstille erfreuen.

In einem guten Monat bereits haben wir den längsten Tag und die Tage werden wieder kürzer. Geniessen wir sie also, diese lauen, langen Abende, auf die wir uns doch den ganzen Winter über so sehr gefreut haben.

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