
Im Mai sehe ich ihn wieder an vielen Waldrändern blühen, den zierlichen Waldmeister (Galium odoratum) mit seinen schneeweissen Sternchenblüten.
Er ist nicht nur als Bestandteil der Maibowle beliebt, sein wohlriechender Duft bringt auch eine feine Frische in Kleiderschränke und Räume. Aber erst nach der Welke.
Die Verwendung von Waldmeister im Maitrank oder in Maibowlen ist bis auf das 9. Jahrhundert zurückzuverfolgen.
Pfarrer Künzle schreibt dazu in seinem grossen Standardwerk «Das grosse Kräuter-Heilbuch» Folgendes: «Die frischen Kräutlein, Stengel mit Blättern und Blüten, werden etwas zerquetscht und eine halbe Stunde in gutem Weisswein ziehen gelassen. Dann siebt man ab und fügt nach Belieben Zucker dazu. Man soll jedoch nie mehr als ein bis zwei Glas davon trinken.»


Künzles Hinweis, dass man beim Trinken des Maitranks mit Waldmeister Mass halten soll, hat seinen Grund. Wer nämlich zuviel davon trinkt bekommt das Kopfweh nicht nur allein vom Alkohol, es kann auch durch den geringen Cumarin-Gehalt in Waldmeister verursacht werden.
Doch das Cumarin hat auch seine Vorteile:
Genau dieses Cumarin ist es, der den Waldmeister seinen unverwechselbaren, lieblichen Waldmeisterduft verströmen lässt. Diesen entwickelt er jedoch erst mit der Welke und dem Trocknen, genauso wie das Heu, dessen wunderbarer Duft ebenfalls auf den Cumaringehalt zurückzuführen ist.
Für einen feinen Raumduft können getrocknete Waldmeisterbüschelchen aufgehängt oder in Schalen gelegt werden. Wegen seines Duftes wird das Kräutlein auch gerne als Motten- und Insektenschutz in Büscheln in Kleiderschränke gehängt.


Waldmeister, der zur Gattung der Labkräuter (Galium) gehört, ist aufgrund seiner auffälligen, in Quirlen angeordneten, lanzettlichen Blättern und den schneeweissen Sternchenblüten kaum zu verwechseln. Man findet ihn in lichten Mischwäldern auf nährstoffreichen Böden, bis auf eine Höhe von etwa 1800 Metern.
Zum Schluss habe ich noch ein schönes Waldmeister-Gedicht für euch:
Waldmeisterlein, Waldmeister,
in grünen Schleiern feierlich
umschweben und umweben dich
des Waldes gute Geister.
Liebmütterlich geborgen,
trägst du dein Silberkrönlein klar
wie eine Braut im seidnen Haar
den Kranz am Hochzeitmorgen.
Sieh, aller Würzen Frische
sogst du in dich aus dunklem Grund,
und selig haucht dein Blütenmund
in jede Rankennische.
Waldmeisterlein, Waldmeister,
in grünen Schleiern feierlich
umschweben und umweben dich
des Waldes gute Geister.
Dieses schöne Gedicht stammt von Fridolin Hofer (1861 bis 1940)
Quellen für diesen Beitrag: «Kinder-Gedichte-Welt», «Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen» (DasBeste) und Pfarrer Johann Künzle «Das Grosse Kräuterheilbuch»
So schön (auch das Gedicht) liebe Gaby,
Gestern habe ich mir das Pflänzchen auf dem Markt gekauft um es in meinen Garten zu holen;-)
Liebe Grüsse und wieder einmal ein grosses Dankeschön für deine Beiträge
Sonja