Vom Haselblattroller der fremd geht

Hier sitzt er keck auf einem Haselblatt, der knallrote Haselblattroller (Apoderus coryli) mit seinen roten Schenkeln.

Diese kleinen Käfer fertigen auf sehr raffinierte, kunstvolle Weise Blattwickel als Wiege für ihre Nachkommen an. Diese Woche entdeckte ich, dass sie dies auch mit anderen Laubarten machen, einfach auf eine andere, der Blattart angepasste Weise.

Man sieht sie bereits wieder, die ersten Blattwickel an Haselsträuchern. Die Weibchen sind wahre Meisterinnen darin, aus Haselblättern Wickel zu fertigen, die später als Kinderwiege dienen: Zunächst einmal suchen sie sich ein geeignetes Blatt aus. Nachdem dieses geprüft worden ist, legen sie in der Nähe des Blattstiels einen halbkreisförmigen Schnitt bis über die Mittelrippe hinweg an. Der Trick dabei: Durch diesen Schnitt wird die Wasserzufuhr durchbrochen und das Blatt erschlafft. Das ist clever, denn ein welkes Blatt lässt sich viel besser biegen und weiterverarbeiten. (Auch in der Küche werden schliesslich Kohlblätter vor dem Wickeln zuerst biegsam gemacht, durch Überwallen mit heissem Wasser.)

Nun wird das erschlaffte Blatt vom Weibchen zunächst gefaltet, danach von der Spitze her aufgerollt. Noch während dieses Aufrollvorgangs wird bereits ein, vielleicht auch zwei Eier mit eingerollt. Verschlossen wird der Wickel anschliessend durch das Einschlagen der Blattzipfel und Stichen mit ihrem Rüssel.

Dieses Bild stammt von gestern, 23. Mai, und zeigt einen frischen Blattwickel, daneben Frassspuren an Blättern. Wo ihr solche durchlöcherten Haselblätter seht, lohnt sich ein genaues Hinschauen, denn sie verraten oft die Anwesenheit von Haselblattrollern.

Bereits im Sommer gibt es nach der Verpuppung der geschlüpften Larven wieder neue Käferchen. Die paaren sich schon bald einmal und es gibt gleich noch eine zweite Generation von Haselblattrollern. Kann mir recht sein, an meinen Haselnüssen «vergreifen» sie sich nämlich nicht, ganz im Gegensatz zum Haselnussbohrer.

Diese Woche machte ich eine interessante Entdeckung: In unmittelbarer Nähe eines mit Haselblattrollern bevölkerten Haselstrauchs (sichtbar an den vielen Wickeln), entdeckte ich Sonderbares an Buchenblättern.

Auch auf diesen jungen Buchenblättern sah ich, wie ein Insekt ähnliche Wickel angefertigt hatte. Wobei die Vorgehensweise mir hier anders erschien als bei Wickeln mit Haselblättern. Meine Recherchen zeigten, dass Haselblattroller sehr wohl – wenn auch eher selten – Wickel mit andern Laubbaumarten herstellen. Dabei kann die Wickelart bei andern Wirtspflanzen jedoch aufgrund der anderen Beschaffenheit der Blätter abweichen, wie bei diesen, etwas festeren Buchenblättern.

Sind die Blätter – wie bei Schwarz-Erlen oder Buchenblättern – stabiler als Haselblätter, so durchtrennen sie die Hauptader nicht. Stattdessen wird die Blattspreite von beiden Seite bis zur Mitte hin durchtrennt, so wie dies auf dem Bild der Buchenblätter ersichtlich ist. Nachdem der Wickel fertig ist, wird die Mittelrippe ebenfalls durchnagt, so, dass er zu Boden fällt, was durchaus erwünscht ist. Auf dem Boden nämlich ist die Feuchtigkeit genügend hoch, damit eine Larve überleben kann. «Dünnere Blätter trocknen leichter aus und werden deswegen auf die bei Haselnussblättern beschriebene Art geschnitten und gerollt. Dickere Blätter dagegen enthalten genügend viel Feuchtigkeit und die Rolle wird deswegen abgebissen.» (Quelle Wikipedia, wo auch die unglaublich raffinierte Blattrolltechnik im Detail sehr gut beschrieben wird, inklusive faszinierendem Schritt-für-Schritt-Bildern: https://de.wikipedia.org/wiki/Haselblattroller )

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