Einer alten Tradition zufolge, werden am Tag der Heiligen Barbara, dem heutigen 4. Dezember, Obstbaumzweige geschnitten und im Hause aufgestellt. Blühen sie bis Weihnachten, soll dies Glück und Segen bringen.
Bei den Recherchen über die «Barbarafeiern», stiess ich auch auf Interessantes über den Metallabbau im Mittelalter, das einstige Bergwerkswesen in der Schweiz, denn die Hl. Barbara war auch die Patronin der Bergleute. Zudem las ich zum ersten Mal etwas vom Brauch des Barbaraweizens.
Vielleicht wurde die kleinasiatische Heilige, Barbara von Nikodemien, deshalb jenen Menschen zur Schutzpatronin, die mit Explosionen und feurigen Blitzen zu tun haben (Bergleute, aber auch Artilleristen), weil just in dem Moment, als ihr Vater ihr den Todesstoss versetzte – weil er sie nicht als Christin sehen wollte – sich der Himmel öffnete, eine Blitzstrahl herabfuhr und ihn tötete. So soll die Heilige Barbara «vor schlagenden Wettern, vor Blitzen und Explosionen» schützend die Hand ausstrecken. Noch heute, befindet sich ihr Abbild auf jeder Tunnelbaustelle: https://gotthardtunnel.ch/news/tag-der-heiligen-barbara .
Nun aber zu den erwähnten Metallabbaustellen in der Schweiz des Mittelalters: Da es zu jener Zeit auch in der Schweiz Abbau von Metallbauvorkommen gab – wenn auch nur wenige – waren die Barbarafeierlichkeiten verbreitet. Vielerorts wurde geschürft, so in Gösgen, St. Sulpice, im Fricktal und im Haslital sowie im urnerischen Altdorf. Im S-charl-Tal wurde neben Blei sogar reichlich Silber abgebaut, «im bündnerischen Rheingebiet und im Goms am Simplon sogar Gold» und es ging dort oft hoch her». Die Knappen gedachten nämlich nicht nur in frommer Andacht ihrer Patronin, «sondern feierten wilde Feste.» Heutzutage sind Barbarafeiern neben dem Tunnelbau (Mineure) vor allem im Kreise der Kanoniere anzutreffen.
Wer mag, kann also heute Barbarazweige vom Baum schneiden. Eigentlich sollten sie von einem Kirschbaum stammen, denn das Kleid der Heiligen Barbara verfing sich der Legende nach auf dem Weg ins Gefängnis an einem Kirschbaumzweig. Aber natürlich kann man auch andere Obstbaumzweige verwenden, wie von diesem Apfelbaum, an dem noch immer zwei Äpfel baumeln. (Selbstredend, dass, wer keine eigenen Bäume im Garten hat, zuvor den Besitzer fragt.)
Ich finde es einfach ein schönes Ritual, jeweils am heutigen Tag, vielleicht gemeinsam mit Kindern oder Enkeln, den Barbarazweig schneiden zu gehen. Dabei muss natürlich darauf geachtet werden, dass es am Zweig auch Blütenknospen hat, so, dass an Weihnachten ihre Blüten bestaunt werden können. Dieses Jahr habe ich ein Zweiglein von der Pflaume, und noch von Apfel und Birne genommen.
Es gibt viele Brauchtümer rund um die Heilige Barbara. Da wäre zum Beispiel noch der in der Schweiz bedeutend weniger bekannte Barbaraweizen (Lucia- oder Luzienweizen, auch Weihnachtsweizen (kroatisch Božićna pšenica). Dabei wird Weizen (oder Gerste) am 4. Dezember, auf einen Teller «gesät» und auf Watte oder etwas Erde feucht gehalten. «Adonisgärtlein» ist der Name für dieses winterliche Grün, das bis Weihnachten gut spriessen soll. Damit ist auch ein Orakelbrauch verbunden: Je nachdem wie gut die Saat gedeiht, wird auch die Ernte des kommenden Sommers ausfallen.
Dieser Brauch soll noch heute unter Katholiken in Österreich, Kroatien, Slowenien und Südfrankreich verbreitet sein. Das Korn kann übrigens auch am 13. Dezember, am Tag der Heiligen St. Lucia, auf etwas befeuchtete Watte im Teller gestreut werden. Bis Weihnachten dann, wird die Saat einen richtigen schönen Busch bilden, in den zum Fest noch eine Kerze gestellt wird. Platziert wird der Barbaraweizen während der Festtage an prominenter Stelle auf dem Esstisch.
Meine verwendeten Quellen für diesen Beitrag: «Verschwundene Bräuche» Helga Maria Wolf, «Brauchtum in der Schweiz» Conrad G. Weber und Wikipedia