Vogelkirschen in Blüte

Da stehen sie jetzt, die Vogelkirschen (Prunus avium), in ihrem prächtigen Blütenkleid. Steht man unter so einem Baum sieht es aus, als schüttle hier Frau Holle nicht Schneeflocken, sondern schneeweisse Blüten aus ihren Decken über uns herab.

Aus dieser Wildkirsche wurden unsere kultivierten Kirschbaumarten gezüchtet, sie ist die Urmutter sozusagen, all jener Kirschbäume, die in unseren Gärten und Obstbaumanlagen stehen.

Die Wildkirschenbäume sind von grosser ökologischer Bedeutung: Das Blütenmeer zieht jetzt im April unzählige Insekten an, später sind es ihre zuckerhaltigen Früchte, die wiederum den Tisch für die Vögel decken. So sei der goldgelbe Pirol ein Liebhaber der Wald-Delikatesse und wird deshalb im Volksmund auch als Kirschvogel bezeichnet.

Während die veredelten Kirschensorten vermutlich einst mit den Römern in unsere Landen gelangt sind, ist die Wildkirsche bei uns heimisch. Das bewiesen Funde von Steinkernen aus der Jungsteinzeit.

Essen könnte man die leicht bittersüss-schmeckenden Früchte der Vogelkirsche, doch ich belasse sie lieber den Vögeln, die lieben sie nämlich heiss. Sie sind einiges kleiner, als unsere kultivierten Kirschen und bei Reife tiefschwarz.

Im Buch «Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen» steht, dass sie vor allem zu Kirschwasser (Schnaps/Hochprozentigem) verarbeitet werden, «wofür die Früchte der veredelten Formen nicht herangezogen werden«.

Zu heilkundlichen Zwecken wurden einst Rinde, Blätter und Blüten verwendet, heutzutage manchmal noch die Stiele, als harntreibendes Mittel. Die wären dann wohl auch sogenannte «Bettseicherli«, zumal ja fast alle Pflanzen, die eine harntreibende Wirkung haben, als «Bettbrunzerle» bezeichnet werden. Den Zusammenhang brauche ich wohl nicht weiter auszuführen…

Das Holz der Vogelkirsche ist bei Kunsttischlern wie auch bei Drechslern sehr begehrt. Was das Alter des Baumes anbelangt, so existieren da recht unterschiedliche Angaben: «bis 300», «etwa 100 Jahre». Nun ich gehe mal davon aus, dass mit 300 Jahren der absolute Ausnahme-/Idealfall gemeint ist.

Es scheint, als sei die Vogelkirsche ein wenig eine Diva, denn sie mag es gar nicht, wenn ihre Krone von anderen Bäumen wie Esche, Buche, Linde oder Bergahorn eingeengt oder gar unterdrückt wird. Deshalb sehe ich sie meistens an einem Waldrand, wo sie viel Raum für sich allein beanspruchen kann.

Noch sind bei uns die Laubbäume mehr oder weniger kahl und die Blüten der Apfelbäume noch geschlossen. 100 Höhenmeter weiter unten sieht es ganz anders aus, da sind sie viel weiter. Doch auch bei uns «oben» wird sich das in den nächsten Tag schlagartig ändern. Dann macht es nur noch «Watsch-Bumm-Peng» und die Blätter und Blüten sind da.

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