Gleich neben der mächtigen Winterlinde, deren wunderbar tief gefurchte Rinde ich kürzlich gezeigt hatte, entdeckte ich diese Zwei:
Ein Efeu (Hedera helix), der eine Fichte förmlich umarmt. Auf der Rückseite des Stammes erwartete mich ein Rätsel.
In der Fachwelt ist man sich auch heute noch nicht einig über die möglichen Auswirkungen von Efeu auf den Trägerbaum.
Wunderlicher Efeuwuchs: Drei Sprossachsen des Klettergehölzes verbinden sich hier und wachsen danach als eine weiter Richtung Baumkrone.
Mit den Jahren verholzen die Sprossachsen, sie können einen Umfang von bis zu 30 Zentimeter und eine Höchstalter von 450 Jahren erreichen!
Über die Möglichkeit, seine Trägerbäume schädigen zu können, gibt es in der Fachliteratur unterschiedliche Ansätze.
Ich gehe anhand meiner jahrzehntelangen Beobachtungen jedoch mit der Mehrheitsmeinung einig, «dass der Efeu für große Baumarten unschädlich ist, aber kleinere Bäume wie z. B. Apfelbäume oder Großsträucher wie z. B. Weißdorn durch Überwachsen zum Absterben bringen kann.»
Tatsache ist, dass der Efeu mit seinen Haftwurzeln keine Nährstoffe aufnehmen kann und seine Luftwurzeln am Trägerbaum nicht schmarotzen. Irgendwann aber kann sein Gewicht, insbesondere im Winter, wenn grosse Schneemengen auf seinen immergrünen Blättern einen gute «Ablage» finden, zum Problem für den Baum werden. Das konnte ich selber mehrfach beobachten.
Ob dieses Bild hier eventuell ein Beweis für eine Meinung in der «Efeu-Autorenlandschaft» ist, nämlich dass Efeu den Stützbaum am Dickenwachstum behindern kann, weiss ich nicht. Habe jedoch gelesen, dass diese These durch Untersuchungen der Jahresringe bislang nicht bestätigt werden konnte.
Wenn ich den untersten Bereich des Stammes betrachte, so würde ich persönlich meinen, dass dieser «maserknollige» Stammwuchs nichts mit dem Efeu zu tun hat. Er zeigt sich bereits im alleruntersten, bodennahen Stammbereich, wo das Klettergehölz gar nicht «Schuld» dran sein kann. Aber: Ich bin keine Fachfrau auf diesem Gebiet und kann dies natürlich nicht mit abschliessender Gewissheit sagen.
Ist vielleicht ganz einfach etwas Weiteres, das wir Menschen von Wäldern und Bäumen selbst heute noch nicht gänzlich verstehen.
Mit dem Blick in die Krone dieser mit Efeu bewachsenen Fichte, wünsche ich Euch allen nun von ganzem Herzen ein schönes Wochenende.
Gaby Kistler
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