Überwinterungsanbau im Garten – machen wir es wie unsere Vorfahren

Wintergemüse und Gemüse aus dem Überwinterungsanbau sind zweierlei Paar Schuh. Wintergemüse ist im Spätsommer/Herbst bereits ausgewachsen, wird auf den Beeten belassen (Rosenkohl, Grünkohl & Co.), oder, was Knollengemüse betrifft in Erdgruben oder in Sandkisten im Keller gelagert und während der Wintermonate verzehrt.

Beim Überwinterungsanbau hingegen spricht man von frosthartem Gemüse- vorallem Salate (gefrorener Wintersalat im Bild) – das erst im Spätherbst gepflanzt wird und von Februar bis April geerntet werden kann.

Es ist schon erstaunlich, wie das eine bei Frost erfriert und matschig wird, anderes jedoch nach dem Einfrieren einfach wieder auftaut, ja sogar bei entsprechenden Temperaturen mit dem Wachstum fortfährt. Solche Pflanzen enthalten – vereinfacht gesagt – ein natürliches «Frostschutzmittel», welches das Wasser in den Zellen bindet, wodurch das gefrieren verhindert wird.

Ein Beispiel dafür sind auch die an dieser Stelle bereits mehrmals vorgestellten Winterpilze (Samtfussrüblinge). Auch sie frieren kurzzeitig ein und wachsen nach dem Auftauen einfach wieder weiter. Ausgewachsenes Wintergemüse hält gerade am Beispiel des Zuckerhuts ebenfalls so einiges an Minustemperaturen aus, auch ungeschützt.

Zugegeben, auf den ersten Blick sieht der Zuckerhut nach mehreren Frösten nicht wirklich appetitlich aus. Doch hier gilt für einmal: «Aussen nix und innen fix!» Nach dem Entfernen der äusseren Blätter kommt ein wunderbar erhaltener, sehr gesunder und schmackhafter Salat zum Vorschein. (Folgebild unten).

Auch Chinakohl hält so einiges aus, vorallem wenn er durch eine warme Schneedecke geschützt wird. In milden Wintern konnte ich selbst im Februar noch schöne Exemplare vom Beet ernten.

Meine interessante Erfahrung mit einer Endivie am Schluss des Beitrags.

Wichtig bei der Ernte von Wintergemüse: Nur ernten, wenn es nicht gefroren ist. So lange es gefroren ist, nicht anfassen, denn sobald das Gewebe dabei verletzt wird, wird es an dieser Stelle matschig.

Rechts im Bild ein wunderschöner Zuckerhutsalat, den ich aus den verfaulten Aussenblättern «herausgeschält» habe.

Soviel zum Wintergemüse, nun aber zum Überwinterungsanbau. Sorten wie der Cicoria Radicchio di Treviso auf dem Bild, kann man im Oktober pflanzen und ab Ende Februar/März ernten. Er erhält von mir keinen Winterschutz (wir wohnen auf 650 Metern), denn er ist erstaunlich frosthart.

Eine weitere frostharte Salatsorte, die sich für den Überwinterungsanbau eignet und schon unsere Grossmütter kannten, ist der «Winter-Butterkopfsalat». Auch den Rotgefleckten Winterkopfsalat kann ich sehr empfehlen kann.

Überwinterungsgemüse haben wie erwähnt bereits unsere Vorfahren angepflanzt, es geriet jedoch leider etwas in Vergessenheit. Nun erinnert man sich wieder der Vorteile dieses schmackhaften und sehr gesunden Gemüses. Es ermöglicht uns eine ganzjährige Ernte von frischem Gemüse aus dem eigenen Garten. Auf diese Weise können wir auch während der Wintermonate auf importiertes Gemüse weitgehend verzichten, welches über Tausende von Kilometern transportiert worden ist, nachdem es im Herkunftsland unter oft fragwürdigen Bedingungen für Mensch und Umwelt produziert worden ist.

Das einzige Gemüse, welches ich mir während der Wintermonate kaufe, sind Peperoni. Zugegeben, nicht saisongerecht, aber ansonsten kaufe ich im Winter wirklich überhaupt nichts an Gemüse, weder Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, noch sonst irgendwas. Ich bediene mich an dem was ich noch auf den Beeten habe, im Keller, der Tiefkühltruhe, oder eingekocht in Gläsern. Dazu kommen noch meine Erdgruben, die mit Randen (Rote Beete), Knollensellerie und Karotten gefüllt sind und ebenfalls meistens bis Ende März was hergeben. In der Garage lagern zudem zur Zeit noch vier Kürbisse und die letzten Tomaten.

Zum Schluss nun noch meine überraschende Erfahrung mit einer Endivie: Endivien – so meinte ich zumindest – halten keine Fröste aus, deshalb schütze ich sie auch immer mit Flies oder bringe ein Folientunnel über das Beet an. Einmal sind mir dann trotzdem zwei letzte Endivien erfroren. Sie waren komplett «glasig», durchgefroren. Also legte ich sie auf den Kompost. Danach kam ein Wärmeeinbruch. Als ich da wieder mal am Kompost vorbei lief sah ich die Endivie: Einwandfrei! Nicht matschig oder faul, tiptop, wie frisch aus dem Kühlschrank. Den habe ich dann natürlich sofort in die Küche geholt. Nun weiss ich, dass man auch die Endivie nach einem einmaligen Einfrieren nicht zwingend auf den Kompost geben muss, sondern ihn erst mal auftauen lassen und schauen, ob er’s «überlebt» hat.

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