Die Weidenröschen (Epilobium) gehören zu den Nachtkerzengewächsen, über 20 (!) verschiedene Arten von ihnen sind im grossen Botanikwälzer «Flora Helvetica» erwähnt. Zwei davon werde ich heute näher vorstellen, die sind auch einfach zum bestimmen. Bei den anderen, insbesondere kleinwüchsigeren und kleinblütigen Arten, tun sich selbst Botaniker manchmal schwer bei der Bestimmung. Kein Wunder, bilden sie doch untereinander zahlreiche Hybriden.
Den Anfang macht das auf dem ersten Bild gezeigte Schmalblättrige Weidenröschen (Wald-Weidenröschen / Epilobium angustifolium)
Das bis zu 150 cm hochwachsende und vor allem in höheren Lagen vorkommende Schmalblättrige Weidenröschen, schmückt in unserem Garten einen Unterstand. An Naturstandorten ist es in lichten Wäldern, auf Felsschutt, an Ufern, oft auch entlang von Bahnschienen anzutreffen. Als Pionierpflanze ist sie eine der ersten die beispielsweise nach einem Felssturz , Sturmschlag im Wald oder einem Waldbrand, das neue Terrain erobert. In Kanada und Alaska wird sie wegen dieser Eigenschaft als Fireweed bezeichnet. Aber auch hierzulande wird sie manchmal als Feuerkraut benannt.
Charakteristisch für das Schmalblättrige Weidenröschen sind die hohen, aufrecht stehenden Stängel, belaubt mit schmalen, weidenartigen Blättern. An deren Ende befinden sich hübsche rosa Blütentürmchen, an denen ich mich nicht sattsehen kann und die sehr gut von Honig- und Wildbienen aller Art aufgesucht werden.
Einerseits vermehrt sich diese dekorative Wildpflanze vegetativ über Wurzelsprosse und Verzweigungen des Rhizoms, andererseits aber auch durch ihre Samen. Dank ihres langen «Haarschopfs» können diese bis zu 10 Kilometer weit fliegen. Wer weiss, vielleicht wird das Weidenröschen deswegen im Tirol als «Frauenhaar» bezeichnet.
Das Rauhaarige auch Zottige Weidenröschen (Epilobium hirsutum) wächst ebenfalls in meinem Garten. Eines Tages war es plötzlich da und es erfreut mich – wie auch das Schmalblättrige Weidenröschen – mit seinen grossen, purpurrot leuchtenden Blüten. Auch diese Weidenröschenart findet man häufig in grossen Beständen, jedoch eher an etwas feuchteren Standorten als das Schmalblättrige Weidenröschen. Zur Zeit bildet es bei mir eine wunderschöne Blühgemeinschaft mit dem Mädesüss (Bild). Weitere Bilder findet ihr wie gewohnt in der Galerie am Schluss des Beitrags.
Was das Weidenröschen (Epilobium) als Heilpflanze betrifft, so gibt es verschiedene Ansichten und Wertigkeiten. So schreibt die grosse Kräuterkundige Österreichs, Maria Treben, in ihrem Standardwerk von 1980 («Gesundheit aus der Apotheke Gottes») interessanterweise, dass genau die von mir heute gezeigten Arten, nämlich das Schmalblättrige (Wald-)-Weidenröschen (E. angustifolium), sowie das nachfolgend gezeigte, ebenfalls hochwachsende Zottige (Rauhaarige) Weidenröschen (E. hirsutum), nicht gesammelt werden sollten. Im Gegenzug jedoch nennt sie viele andere Weidenröschenarten, die sie als heilkräftig bezeichnet, am meisten jedoch das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum), welches schon immer bei Prostata-, Blasen- und Nierenerkrankungen Verwendung fand.
Als weitere «heilkräftige Weidenröschenarten» zählt Maria Treben folgende auf: Rosenrotes Weidenröschen (E. roseum), Berg-Weidenröschen (E. montanum, Dunkelgrüne Weidenröschen (E. obscurum), das Lanzettblättrige Weidenröschen (E. lanzeolatum), das Hügel-Weidenröschen (E. collinum), das Sumpf-Weidenröschen (E. palustre), das Kiesweidenröschen/Fleischers Weidenröschen (E. fleischeri) und das Alpen-Weidenröschen (E. anagallidifolium).
Nebenan seht ihr noch eine der zahlreichen, kleinwüchsigen Weidenröschenarten mit kleinen Blüten, die – wie eingangs erwähnt – schwer zu bestimmen sind. Sie unterscheiden sich jedoch alle deutlich von den beiden heute vorgestellten Arten, die hochwachsend sind und viel grössere Blüten besitzen.
Anderorts findet übrigens auch das Schmalblättrige Weidenröschen (E. angustifolium) sehr wohl eine positive Erwähnung als Heilpflanze, so etwa in Wolf Dieter Storls Buch «Ur-Medizin», wie auch im Kosmos-Heilpflanzenführer oder in «Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen». Letztlich aber wird immer wieder auf das Kleinblütige Weidenröschen (E. parviflorum) als DIE Weisenröschen-Heilpflanze verwiesen.
Weitere Informationen zur Verwendung von Weidenröschen als Heilpflanzen findet ihr hier: https://www.servus.com/a/n/weidenroeschen-tee-wirkung-prostata