Zum Wochenstart verpasse ich euch doch gleich mal eine grosse Ladung des Glückshormons Serotonin.
Dieses nämlich sitzt in den Brennhaaren der Brennnesseln (Urtica dioica); «brennen» sie euch beim Berühren, injizieren sie gleichzeitig Glückshormone. Weiss auch nicht, warum sich dann bei mir in diesem Moment trotzdem keine Glücksgefühle einstellen wollen.
(Bild: Einheimischer Siebenpunkt-Marienkäfer auf Brennnessel)
Glücklich, wer eine Brennnesselecke im Garten hat. Nebenan seht ihr mein «Brennnesselmeer» unter dem alten Holunder.
Der grosse Schweizer Kräuterpfarrer Johann Künzle schrieb einst über diese wertvolle Pflanze: «Die Brennnessel ist heilsam, nahrhaft und kräftigend in all ihren Teilen: Wurzel, Stängel, Blatt und Blüte. Sie ist ein kräftige Speise (Spinat), reinigt den Magen und die Gedärme,… stärkt die Nerven und reinigt das Blut.»
Eine weitere, grosse Kräuterkundige, die österreichische Maria Treben empfahl gleich drei Tassen täglich während vier Wochen zu trinken, der Brennnesseltee wirke aufgrund der Flavonoide und des hohen Kalziumgehalts harntreibend. Dadurch, dass die «Abfallstoffe» so richtig ausgeschwemmt werden, können die Nieren ihre wichtige Funktion der Entgiftung wieder besser wahrnehmen.
Wer Schmetterlinge mag und in seinem Garten fördern möchte, dem empfehle ich die Brennnessel wärmstens: Arten wie der Admiral, der Kleine Fuchs (auch als Nesselfalter bekannt), das Tagpfauenauge, die Silbergraue und Dunkelgraue Nessel-Höckereulen, die Brennnessel-Zünslereule und das Landkärtchen sind sogar auf die Brennnessel als Raupenfutterpflanze angewiesen.
Auf dem Bild seht ihr einen Brennnesselzünsler.
Auch im Garten leistet mir die Brennnessel grosse Dienste. Just gestern habe ich – wie jedes Jahr um diese Zeit – meine Brennnesseljauche angesetzt. Die ist dann rechtzeitig fertig, bis ich meine Gemüsesetzlinge auspflanze. Danielle Vorburger hat mich beim Herstellen der Jauche einst für 3SAT gefilmt, den Link zum Video findet ihr in diesem Beitrag: https://natur-tagebuch.ch/3-sat-superpflanze-brennnessel/
Noch ein Trick wie ihr Freunde als «Hartgesottene» verblüffen könnt: Streicht ihr entlang der Brennnessel von unten nach oben, wird sie euch nicht «brennen». Dies, weil erstens die Brennhaare überwiegend auf der Blattoberseite vorhanden und zudem fast alle noch oben gerichtet sind. Nur wenn ihr sie in entgegengesetzter Richtung der Brennhaare berührt, «brennt» sie euch. Aber bitte, wer hat denn schon was gegen Glückshormone…