Was für eine mächtige Fichte (Picea abies)!
Die Rottanne, wie wir sie hier bei uns nennen, war einst der beliebteste Weihnachtsbaum. Mittlerweile hat ihr die Nordmanntanne (Abies nordmanniana) jedoch diesen Rang längst abgelaufen.
Nichtdestotrotz widme ich der Fichte, diesem wunderschönen, heimischen Nadelbaum mit seinen charakteristischen langen, hängenden Zapfen, heute ein Portrait.
Es ist nicht weiter verwunderlich, hat die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Nordmanntanne die heimische Fichte als Christbaum verdrängt. Im Gegensatz zu den stark pieksenden Nadeln der Fichte, sind die Nadeln der Nordmanntanne sehr weich, zudem hält sie sich im warmen Wohnzimmer länger als die Fichte. Wurde sie einst noch hauptsächlich aus Dänemark importiert, werden heute Nordmanntannen auch in der Schweiz kultiviert.
Mit der Rottanne, also der Fichte, verbinden mich Kindheitserinnerungen, denn unser Haus war umgeben von ihnen. Noch heute liebe ich dieses Rauschen, welches der Wind verursacht, wenn er durch ihre langen, Adlerschwingen gleichen Ästen fährt.
Wo es Fichten hat und ihre Zapfen, da sind meistens auch die Eichhörnchen nicht weit entfernt. (Freundlicherweise hat mir dazu Danielle Vorburger ein wunderschönes Foto zur Verfügung gestellt). Aber nicht nur Eichhörnchen lieben die Zapfen und ihre Samen, sondern auch verschiedene Mausarten und Vögel, wie beispielsweise der Buntspecht, der sie – wie hier bereits mehrfach beschrieben – in einer Spechtschmiede bearbeitet, um an die Samen zu kommen.
Ursprünglich – so belegen es Versteinerungen und Pollenfunde – dürfte die Heimat der Fichte in Ostasien liegen. Doch selbstverständlich ist der Baum längst bei uns heimisch und kommt in der Schweiz in natürlichen Beständen in den Voralpen und Alpen vor. Vorkommen im Mittelland hingegen sind auf Menschenhand zurückzuführen. Grund dafür sei die Tatsache, das Ende 17., anfangs 18. Jahrhunderts ein grosser Teil unserer Wälder der Übernutzung zum Opfer gefallen sind. Die Verwendung für Braunkohle, Glas, Bauholz, aber auch der Export ins Ausland, waren die Ursache. Da kam diese schnellwüchsige «Brotbaum der Forstwirtschaft» gerade richtig, um die Kahlschläge wieder aufzuforsten. Bis in die 70-er Jahre wurden auch bei uns in der Region noch immer reine Fichtenmonokulturen angebaut, die Folge davon waren Anfälligkeiten der reinen Fichtenwälder auf Windwurf, Krankheiten und Schädlinge. Mittlerweile setzt man auf Mischwälder, zusammengesetzt aus Baumarten die bestmöglich mit dem wärmer werdenden Klima und Trockenheit zurechtkommen.
Bei uns in der Region finden sich auch einige wunderschöne Wettertannen (1. Bild), das sind freistehende Nadelbäume, die wortwörtlich Wind und Wetter vollständig ausgesetzt sind. Das sieht man ihnen an, nicht selten windschief und zerzaust, stehen sie in der Landschaft und bieten unter ihren ausladenden Ästen so manchem Tier – vorallem Weidevieh – Schutz vor Hitze und Niederschlägen.
Über eine ganz spezielle, geheimnisvolle Form der Fichte, die Haselfichte, habe ich kürzlich berichtet: https://natur-tagebuch.ch/kruemmlinge-alphorn-und-haselfichte/#more-7669