Wie es der Faulbaum einst krachen liess

Im regennassen Wald sah ich kürzlich diesen Faulbaum (Frangula alnus/Rhamnus frangula).

Der Arme, was hat man ihm bloss für einen Namen gegeben, Faulbaum oder gar Stinkbaum. Diese wenig schmeichelhaften «Titel» verdankt er seiner heilkräftigen Rinde, die faulig riecht. In alten Zeiten liess es der Strauch aber gehörig krachen.

Dabei ist der Faulbaum ein hübscher Strauch, mit seinem drei bis (selten) sieben Meter hohen, aufrechten Stämmchen, den horizontalen Zweigen und Blättern. Von September bis Oktober reifen seine erbsengrossen Steinfrüchte heran. Je nach Reifegrad sind sie zuerst grün, dann rot und bei Reife schliesslich schwarz. Zur Giftigkeit gibt es unterschiedlich Angaben, während neuere Quellen kurz und knapp sagen sie seien giftig, schreiben andere, sie seien nur dann giftig, wenn man sie frisch verzehrt. Andere wieder um erwähnen, dass insbesondere Kinder lernen sollten, dass sie giftig sind, da sie bei ihnen Erbrechen und Bauchschmerzen verursachen können.

Nun, essen tät ich die Beeren sowieso nicht, da gilt meine Aufmerksamkeit schon eher der Rinde des Faulbaums: Jüngere Zweige sind mit einer grünen Rinde umgeben, ältere Äste tragen die typisch getupfte Rinde. Die «Tupfen» sind helle Warzen auf dem dunklen Untergrund. Zur altbewährten Verwendung der Faulbaumrinde komme ich später.

Seine gelb-grünen Blüten, kleine fünfstrahlige Sternchen, entstehen verteilt über die ganze Saison, so ist der Faulbaum bekannt dafür, dass man selbst im September noch Blüten neben den Früchten entdecken kann. Die lange Blütenzeit macht den Strauch damit zu einer guten Bienenweide.

Einst war der Faulbaum auch bekannt als Pulverbaum. Die aus dem Holz gebrannte Kohle ist sehr aschenarm, was sie – gemischt mit Salpeter und Schwefel – zu einem sehr guten Schiesspulver machte. Einziger Nachteil: Nach jedem Schuss entwich ein weisses Räuchlein aus dem Gewehrlauf.

Ganze Faulbaum-Haine wurden damals für diese Verwendungsform angepflanzt. Die verwilderten jedoch, sobald das rauchlose Schiesspulver erfunden worden ist, das keinen weissen Rauch mehr verursachte nach der Schussabgabe und vielleicht den Standort verraten hat?

Nun aber zur Rinde, einem wichtigen Teil dieses interessanten Strauchs: Sie ist in der Volksmedizin schon immer als schonendes Abführmittel verwendet worden, wobei sie vor dem Gebrauch mindestens ein bis zwei Jahre gelagert werden muss. Zuvor wird sie im März oder April von ca. 3 – 4 jährigen Ästen geschabt, zerkleinert, getrocknet und lange gelagert. Danach sei sie für den Gebrauch als Tee, Pulver, oder in Kräuterwein verwendbar.

Noch ein interessantes Detail zum Schluss: Obwohl der Faulbaum zu der Familie der Kreuzdorngewächse zählt (Rhamnaceae), verzichtet er auf Dornen, wie sie zum Beispiel Kreuzdorn, Schleh- und Weissdorn ausbilden. Somit kann man ihn auch gut von denselbigen unterscheiden.

So, liebe Naturfreunde und – Freundinnen, nun wünsche ich euch einen gefreuten Tag. Vielleicht trefft ihr ja nächstens mal auf den Pulverbaum und erinnert euch dann an diesen Beitrag,

Gaby Kistler