Heute, am 2. Januar, ist Bächtelistag, ein wichtiger Nachfeiertag in der reformierten Schweiz. Was aber hat es nun mit diesem Berchtold oder der Berta auf sich?
Während bei den Katholischen der Dreikönigstag (Epiphania) der wichtigste Nachfeiertag ist, ist dies bei den Reformierten eben der Bächtelistag (auch Berchtoldstag, Berzelis- oder Bertelistag). Bei der Erklärung zu diesem Feiertag darf man sich je nach «Neigung» an einen seligen Berchtold aus dem Kloster Engelberg, auf den Herzog Berchtold von Zähringen, die burgundische Königin Berta oder aber an die keltische Perchta halten. Die Perchta ist eine mythologische Figur aus den Zwölften, also den zwölf Rauhnächten, in denen wir uns noch immer befinden.
Im Kanton Zürich hat der Bächtelitag schon immer eine grosse Bedeutung gehabt. Für die Städte Zürich und Winterthur war es der wichtigste Brauchtumstag. Noch im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts war der Vormittag der Jugend gewidmet. «Die Jungen gingen festlich gekleidet einher. Stadtbibliothek, Zeughaus und Museen wurden für sie offen gehalten. Ein Vater, der Mitglied einer kulturellen Vereinigung war, etwa der Hülfsgesellschaft oder der Feuerwerker, führte seine Tochter oder seinen Sohn an den Sitz der Gesellschaft zur feierlichen Übernahme des Neujahrsblattes. Diese Schrift, meist verfasst von einem bedeutenden Ortsbürger über ein bedeutendes Thema, wurde den jungen Händen übergeben, während man am Nebentisch ein Glas Wein kredenzte und Gebäck – Guetzli, Tirggel, Leckerli – servierte. Auch gab es Jugendbälle zu denen man meistens maskiert ging. Eine auf diesen Festtag hin gebildete Gesellschaft hiess BÄCHTELE.»
In manchen zürcherischen Gegenden war der Bächtelitag der Tag der Rechnungsabnahme. Eine «böse Blüte» trieb das Bächtele am rechten Ufer des Zürichsees, das Bätele: Zwischen Männedorf und Zürich setzten sich die Männer als Höhepunkt des Bächtelitages an einen Tisch zu einem Kartenspiel. Es wurde oft so hoch und verbissen gespielt, dass dabei so manches Heim verspielt worden ist und Familien dabei ins Elend gekommen sind.
Nun ja, um das Verschwinden letztgenannten Brauchs ist es nun wirklich nicht schade.
Quelle: Conrad G. Weber «Brauchtum in der Schweiz»