Storchenschnabel macht den Winter bunt

In den ansonsten eher farblosen Wintermonaten, entgehen sie keinem aufmerksamen Blick: diese bunten Farbtupfer auf Felsen, Mauern, oder unter Hecken.

Es handelt sich dabei um den genügsamen Storchschnabel, genauer genommen um Stinkenden Storchschnabel (Geranium robertianum), denn seine rot überlaufenen Blätter duften nicht gerade angenehm. Bei grosser Kälte ziehen sie sich zu kleinen Fäustchen zusammen, als würden sie frieren.

Die Pflanze wurde im Deutschen noch als Kranichschnabel bezeichnet, weil die botanische Bezeichnung Geranium sich auf das griechische Wort „géranos“ (Kranich) zurückführen lässt. Dabei nimmt es Bezug auf die längliche Samenform des Storchschnabels, die aber genauso an den Schnabel eines Storchs erinnert (im Bild könnt ihr diese Schnabelform der Samen erkennen).

Die Blätter des auch als Ruprechtskraut bekannten Stinkenden Storchenschnabels, sind während des Sommerhalbjahres in sattem Grün. Vielleicht ist es ja die Kälte, die sie im Winterhalbjahr rot überlaufen lässt, respektive die in Pflanzen vorkommenden Farbstoffe Anthocyane. Das habe ich diesen Herbst bei blühendem Berufkraut feststellen können, dessen weisse Blüten nach dem ersten Kälteeinbruch plötzlich violett-lila geworden sind.

Bis ins späte 18. Jahrhundert wurden auch die als Balkonpflanzen beliebten Pelargonien zur Gattung Geranium gezählt. Und noch heute bezeichnen wir sie in der Umgangssprache – wie auch im Handel – als Geranien, obwohl das eigentlich nicht korrekt ist. Denn: Geranien (Geranium) und Pelargonien (Pelargonium) sind innerhalb der Storchschnabelgewächse zwei verschiedene Gattungen, die allerdings eng verwandt sind.

Oft wächst der Storchenschnabel auch auf in Verzweigungen von Sträuchern wie Holunder oder Hasel (Bild vom Garten), einfach dort, wo der Same gerade landet.

Was die Heilpflanze Storchenschnabel betrifft, so zitiere ich da gerne aus dem Büchlein «Chrut und Uchrut» (1977) von Kräuterpfarrer Johann Künzle:

«Eigentlich berühmt ist der Storchenschnabel (auch St. Katharinenkraut, Gottesgnadenkraut, Schnabelkraut) durch die Heilung trockener oder nasser Flechten, Ruden, Ausschläge, Rufen. Hierbei wird das Kraut tüchtig gesotten und als Bad warm benützt.«

Und: «Auch beim Vieh wird der Storchenschnabel bei Geschwulsten und Entzündungen mit Erfolg aufgelegt.» Damals war solches Wissen gerade für die Bauersleute von grossem Wert, schliesslich konnte man nicht einfach, wie heutzutage, zu jeder Zeit den Tierarzt herbeirufen.

Der Stinkende Storchenschnabel verfügt noch heute über ein sehr weites phytotherapeutisches Anwendungsspektrum. Wer sich dafür interessiert, wird in entsprechender Literatur und dem Internet fündig.

Übrigens: Was die Herkunft des Namens Ruprechtskraut betrifft, so gehen da – wie so oft – die Meinungen auseinander. Die eine geht dahin, dass der Heilige Robert oder Ruprecht, Erzbischof von Salzburg, im 7. Jahrhundert den Gebrauch dieser Pflanze empfohlen haben soll. Die andere ist der Ansicht, dass der Artname eher vom lateinischen «ruber» (rot) stammt, da die ganze Pflanze häufig rot überlaufen ist – so wie auf meinen Bildern.

Mir ist es egal, wie sie nun botanisch korrekt benamst wird, auch ob man nun Storchenschnabel oder Storchschnabel schreiben soll, ich habe einfach Freude an dieser Heilpflanze, die in so vielerlei Gestalt daherkommen kann, mit ihrem grünen Sommer- und dem roten Winterkleid. Und wächst sie im Garten, wo ich sie nicht haben möchte, so lässt sie sich leicht entfernen.

Heute hoffe ich, dass sich die Sonne – die bereits beginnt den Nebel zu verdrängen – endgültig durchsetzen kann. Die anhaltend kalte Biswindlage macht meinen mittlerweile doch bereits 60-ig-jährigen Knochen etwas zu schaffen. Nur gut, kann dich da auf meine eigenen Kräutersalben zurückgreifen (Beinwell mit Fichtenharz), denn wie heisst es bei uns? «Schmieren und salben hilft allenthalben!»

Benutzte Quellen: Flora Helvetica (Lauber-Wagner-Gygax), «Chrut und Uchrut» Kräuterpfarrer Johann Künzle, «Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen» (DasBeste)

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