
Heuer ist unsere Stechpalme (Ilex aquifolium) wieder über und über voll mit roten Früchten.
Und wie immer ähneln ihre Blätter im oberen Bereich eher denen eines Kirschlorbeers als einer Stechpalme. Diese unterschiedliche Blattentwicklung an ein und derselben Pflanze hat einen Namen: Heterophyllie. Sie kommt beispielsweise auch beim Efeu vor.
Die immergrüne Stechpalme ist ein gutes Beispiel für Heterophyllie. Ha, ich kann wieder mal mit einem Fremdwort um mich schmeissen. Habe nämlich grad erst kürzlich gelesen, dass Heterophyllie bei Bäumen bedeutet, dass an ein und derselben Pflanze unterschiedlich geformte Blätter vorkommen. Das ist mir zwar schon Mitte der 80-er Jahre aufgefallen, aber ich wusste nicht, dass es dafür einen Begriff gibt. Beim Efeu macht diese Unterscheidung das Alter der Blätter aus, junge Blätter sind anders geformt als ältere, was gerade beim Efeu immer wieder für Verwirrung sorgt.
Bei der Stechpalme ist der Grund für die unterschiedlich aussehenden Blätter an ein und demselben Bäumchen jedoch ein anderer:


Weidevieh und Wild hat Stechpalmenblätter wortwörtlich zum Fressen gern. Dagegen hat die Stechpalme – Symbol der weisen Voraussicht – sich etwas Cleveres einfallen lassen: Während im unteren Bereich, sagen wir bis etwa rund 1.50 Meter Höhe, ihre Blätter stark buchtig-stachelig und damit sehr wehrhaft gegen Verbiss sind, weisen die Blätter, je höher hinauf man schaut, immer weniger solche stacheligen Zähne auf. Bald einmal sind es nur noch deren zwei, am oberen Blattrand, bis sie schliesslich im obersten Bereich des Bäumchens ganzrandig sind. Dort, in der Höhe, erinnern sie dann tatsächlich eher an Lorbeer- als an Stechpalmenblätter.
Die Vögel lieben die für den Menschen giftigen Früchte der Stechpalme. Ich kann von der guten Stube aus wunderbar beobachten, wie sich insbesondere zahlreiche Amseln und Drosseln in unserem Bäumchen tummeln und um die roten Beeren zanken. Die Stechpalme bildet eine wunderschöne Gemeinschaft mit der Eibe, die zur Zeit ebenfalls rote Früchte trägt.
Stechpalmen können zu veritablen Bäumchen heranwachsen und mit der Zeit einen ordentlichen Stammumfang aufweisen (Bild). Es heisst, sie können bis zu 300 Jahre alt werden, je nach Standort.
Übrigens: Genau wie Holunder oder Pfaffenhütchen, kann man auch Stechpalmen in der Form zu einem Bäumchen heranziehen. Dazu werden einfach in jungen Jahren jeweils die untersten Zweige entfernt.


Ist es nicht hübsch, dieses Stechpalmenbäumchen? Es wächst in meiner Wohngemeinde an einer Waldecke.
Wie bei allen langsam wachsendem Bäumen ist das Holz der Stechpalme sehr gleichmässig, feinfaserig und hart. Da es zudem auffallend hell bleibt, war es einst vor allem für wunderschöne, kunstvolle Intarsien-Einlegearbeiten beliebt. Wer nicht weiss, was Intarsien sind, der schaut sich in der Bildergalerie meine uralte Musikspieldose an, sie zeigt eine solche wunderschöne Intarsienarbeit. Hochwertige Spielbretter (z.B. für Backgammon oder Schach) sind ebenfalls oft mit Intarsien angefertigt.
So, für mich geht es jetzt wieder ab in den Garten. Der Biswind hat die Nebelbänke aufgerissen und ich darf bei herrlichem Sonnenschein arbeiten. In diesen Tagen bin ich vor allem damit beschäftigt, Pflanzensamen auszubringen. Doch vorher heisst es dazu Lücken schaffen, ausjäten und optimale Bedingungen für ein Aufgehen der Saat schaffen. Die aufgegangenen Samen können später somit bei ausreichend Platz und Licht gedeihen.
So, wie sich diese junge Stechpalme auch ein gutes Plätzchen ausgesucht zu haben scheint. Typisch: Auf dieser niedrigen Höhe schützt sie sich mit stacheligen Zähnen an den Blättern vor Verbiss.




Schon toll zu lesen was du so alles über die Natur weist. Mich intressieren deine Geschichten und stelle mir beim lesen jeweils vor wie «deine Vögel» mieinandef zanken. Gerade die Amseln sind stritis 😅 bei mir tun sis mit den Spatzen. E schöne obig, liebi Gabi