Späte Blumen in Wildnis und Garten erfreuen nicht nur Insekten

Viele der im Naturtagebuch bereits beschriebenen Wanderinsekten die uns im Herbst Richtung Süden verlassen, sind jetzt vor ihrem Abflug auf eine letzte Stärkung angewiesen. So zum Beispiel verschiedene Schwebfliegenarten oder Schmetterlinge wie der Admiral und der Distelfalter. Aber auch das Tagpfauenauge oder der Zitronenfalter, die bei uns überwintern und Hummeln, erfreuen sich dieser letzten Blumen in Wildnis und Garten.

Bei den Wildpflanzen sind es im Wald vor allem der Efeu und letzte Kohlkratzdistel- oder Wasserdostblüten, auf den Wiesen der Wiesenbärenklau, Acker-Witwenblumen oder die ebenfalls bis spät in den Herbst hinein blühende Kuckucks-Lichtnelke (Bild/Silene flos-cuculi), die noch immer für Insekten bereitstehen. Bei mir im Garten unter anderem: Ferkelkräuter (Hypochaeris) und Karthäusernelken (Dianthus carthusianorum) sowie Franzosenkräuter (Knopfkraut/Galinsoga).

Was die kultivierten Gartenpflanzen betrifft, so finden Insekten insbesondere in den alten Bauerngärten auf dem Land, noch eine grosse Auswahl letzter willkommener Nektar- und Pollenquellen. Einige dieser Pflanzen, wie die Tagetes oder hier abgebildete Winteraster, sind mittlerweile etwas «aus der Mode geraten», bei einigen sogar verpönt, aber es ist und bleibt eine Tatsache, dass es unter anderem eben auch diese Gartenblumenarten sind, die wirklich von sehr vielen Insekten angeflogen werden. Sie blühen unermüdlich bis der erste Schnee fällt oder harte Fröste sie zum Erliegen bringen. (Bild: Winteraster)

Bei einigen Nachbarn sind es die Tagetes (pflanze ich nie, denn sie sind bei mir lediglich Schneckenfutter); in meinem Garten hauptsächlich die dankbaren, seit vielen Jahren an dieser Stelle blühenden, winterharten Winterastern (Chrysanthemum «Clara curtis) die erst nach den Herbstastern blühen. Sie alle, auch der pausenlos, orange blühende Goldmohn (Eschscholzia californica) und die Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) sind mehrjährig und winterhart. An einem sonnigen Tag im Spätherbst sind sie über und über voll mit Insekten aller Art, sogar letzte Rosenkäfer kann ich auf ihnen beobachten. Bilder davon findet ihr anschliessend in der Galerie.

Für mich ist es stets eine grosse Freude, an schönen Spätherbsttagen über Land zu laufen und einen Blick in die alten, noch gepflegten, bunten Bauerngärten zu werfen. Dort flattert, summt und brummt es noch immer.

Anders sieht es aus, wenn ich mancherorts die Bepflanzung rund um Alters- & Pflegeheime betrachte.

Die Bepflanzung vieler Einrichtungen für unsere Senioren und Seniorinnen richtet sich vor allem nach einem: dem Geldbeutel, sprich den Unterhaltskosten. Sie ist selbst heutzutage bei neueren Anlagen noch immer ideenlos, mit den ewig gleichen, langweiligen aber pflegeleichten Pflanzen bestückt. Rabatten ohne Blumen, wenn nicht Schotter, dann sind vielleicht noch Rosen das höchste der Gefühle, aber weit und breit keine der gerade bei älteren Menschen geliebten Blumen die sie noch aus ihren Gärten kennen. Sind sie es uns, den Steuerzahlenden, nicht wert, dass wir ihnen aufs Alter ein paar Blumen gönnen mögen? – Jetzt starte ich dann einfach mal eine Guerilla-Aktion und pflanze in einer nebelverhangenen Nacht ein paar schöne mehrjährige, langblühende Blumen in die Rabatten, so, dass immer etwas blüht: Seelennahrung für die Herzen unserer Seniorinnen und Senioren, sie haben es verdient.

Es folgen in der Galerie noch ein paar Bilder letzter Blumen im Oktober-/Novembergarten.

Nun sende ich euch an diesem trüben, regnerischen und vor allem kühlen Samstag, einen Sonnenstrahl und wünsche ein schönes Wochenende,

Gaby Kistler

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