«Singt’s ufem Schlehdornhag..»

Diese Liedzeile entstammt einem alten Kinderlied und bezieht sich auf den Mai. Nun, bis dahin geht es noch eine Weile, aber der Schlehdorn (auch Schwarzdorn, Schlehe, Prunus spinosa) hat – wie üblich um die Frühlings-Tagundnachtgleiche – mit seiner wunderbaren Blüte begonnen.

Die Schlehe ist ein Strauch von grossem ökologischen Wert, hat aber auch uns Menschen seit Jahrtausenden so einiges zu bieten.

Ausserhalb der Vegetationszeit mag die Schlehe (Prunus spinosa) lediglich ein sparriger Strauch mit schwarzen Ästen sein, die in langen geraden Dornen enden. Doch wenn der Schwarzdorn seine weisse Blütenpracht entfaltet, ist er zweifellos um diese Zeit der Star unter den Heckensträuchern.

Seine weissen Blütenschleier sieht man in tieferen Lagen bereits seit ein paar Tagen entlang von Waldrändern und in Hecken leuchten. Geht man dann hin, um sie von Nahem zu betrachten, sieht man mit Freude die wunderschönen, schneeweissen Sternchen. Sie sind fünfzählig und damit hält sich der Schlehdorn an die vorgegebene Zahl von Kron- und Kelchblättern der grossen Familie der Rosengewächse.

Die Schlehe gehört wohl zu den ursprünglichsten Obstgehölzen überhaupt. Sie ist die Vorfahrin von Mirabellen, Pflaumen & Co. und ihre Früchte dienen uns Menschen seit Jahrtausenden als Heil- und Nahrungsmittel. Auch da gilt leider, dass die Schlehe heute medizinisch kaum mehr Verwendung findet. Dabei hat auch Pfarrer Kneipp einst grosse Stücke auf diesen heimischen Strauch gehalten und lobte den Tee aus den Blüten «als unschädlichstes Abführmittel, das zur gleichen Zeit auch magenstärkend ist.»

Die Schlehen-Blüte spielte einst als Ernte-Orakel eine grosse Rolle: Gab es eine reichliche Blüte, so schloss man daraus auf eine gute Weinlese und reichen Kindersegen. (Ob es da einen Zusammenhang gab? Ein Schelm, wer sowas denkt..). Zudem verhiess das Essen von Schlehenblüten im Frühjahr, dass man danach das ganze Jahr vor Fieber bewahrt sein würde.

Schlehenbüsche gehörten einst auf jeden Hof, denn sie schützten mit ihrem dornigen, kaum zu durchdringendem Zweigengewirr die Weiden und ihre Tiere. Aber auch für die Vögel stellen sie ein sehr wichtiges Nähr- und Schutzgehölz dar. Sie sind ein perfekter Brutplatz, da kommt so schnell keine Katze an ihre Beute und zudem können sich die Vögel im dichten Geäst auch vor Gefahr aus der Luft verstecken. Dem Neuntöter wiederum dient so ein dorniges Gestrüpp als Vorratskammer, wo er seinen Fang, kleine Mäuse und Insekten etc. an den langen Dornen aufspiessen kann.

Auch für Bienen ist die Schlehe ein wichtiger Strauch, denn sie bietet ihnen mit ihrer weissen Blütenfülle im zeitigen Frühjahr einen reich gedeckten Tisch.

Übrigens: Zu diesem Zeitpunkt lässt sich der Unterschied zwischen Schwarzdorn (Prunus spinosa) und Weissdorn (Crataegus) gut erkennen, denn der Schwarzdorn blüht jetzt, nackt. Beim Weissdorn hingegen erscheinen die Blüten erst nach den Blättern.

Ach es gäbe noch so viel über diesen äusserst wertvollen Strauch zu schreiben, glücklich wer Platz hat, ihn in seinen Garten zu holen. Im Herbst nämlich beschenkt er uns mit seinen wunderbaren Schlehen, die bekanntlich erst nach den Frösten ihr bestes Aroma entwickeln. Man kann damit beispielsweise einen Sloe-Gin (Schlehenlikör, Heckenfeuer) herstellen und wer diesem eine besondere Note verleihen möchte, der legt bereits jetzt einige Blüten in Gin ein.

Zum erwähnten Lied: Im Schwäbischen heisst es «Zyt isch do!» und im Schweizerdeutschen «D’Zyt isch da!»:

D’Zyt isch da, d’Zyt isch da,

singts ufem Nussbaum scho, Guggu

D’Zyt isch da, d’Zyt isch da,

singt’s ufem Nussbaum scho.

Singt’s ufem Schlehdornhag,

singt’s was es singe mag,

s’isch Maietag, s’isch Maietag.

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