Auf dem Video seht ihr Rehkitz-Zwillinge, gerettet von einem verantwortungsbewussten Bauern. Er hat einen Tag vor dem Mähen der Wiese diese «verblendet«, damit die Rehgeissen verunsichert werden und ihre Kitz aus der Wiese holen.
Zum Glück ist er die Wiese vor dem Mähen trotz vormaligem Verblenden nochmals abgeschritten und hat diese frisch geborenen Zwillinge entdeckt und retten können.
Was «verblenden» heisst und welche Möglichkeiten man als Bauer hat, die Rehkitz vor dem Mähtod zu bewahren, auch was «verblenden» heisst, erfahrt ihr im heutigen Beitrag.
Wir befinden uns mitten in der Setzzeit des Rehwilds, der Zeit, in welcher die Rehkitze gesetzt (geboren) werden. Der Zeitpunkt des Setzens variiert von Region zu Region, immer aber findet sie ungefähr zur selben Zeit statt, wie der Heuet, das Mähen der Wiesen.
Nun veranlasst der angeborene Instinkt die Rehkitze dazu, sich bei Gefahr in der Wiese ganz still zu verhalten und an den Boden zu pressen. Dieser Instinkt verliert sich erst nach 2-3 Lebenswochen. Aber selbst dann verlassen sich die Kitze noch immer auf ihre Tarnung und springen leider erst auf, wenn die Gefahr, respektive die Mähmaschine, bereits auf wenige Meter an sie herangekommen ist. Das ist zu spät, um sich noch in Sicherheit zu bringen und so kommen in der Schweiz auf diese Weise jährlich Tausende von Rehkitz ums Leben. Auch in unserer Gemeinde leider.
Um das zu verhindern, gäbe es verschiedene Methoden. Rehkitzrettung.ch empfiehlt dazu unter anderem auch das sogenannte Verblenden: Das bedeutet, dass der Bauer am Vortag des Mähens, das entsprechende Wiesenstück mit Scheuchen versieht. Das sind bei uns oft Pfähle, die eingeschlagen werden und über die dann ein leerer Futtersack gestülpt wird. Das verunsichert die Rehgeiss und sie holt ihr Kitz aus der Wiese. Das funktioniert jedoch nur, wenn dann am nächsten Tag auch wirklich gemäht wird. Ansonsten bringt die Geiss ihr Junges zurück in die Wiese.
Trotzdem bleibt auch beim Verblenden ein Restrisiko, so hat der Bauer im Video diese beiden frischgeborenen Zwillingskitz, nachdem er die Wiese einen Tag zuvor verblendet hat (im Video im Hintergrund kurz sichtbar), dank eines nochmaligen Ablaufens der Wiese entdecken können. Solche geretteten Rehkitze werden in eine Box gesetzt, wo sie bleiben, bis die Mahd abgeschlossen und die Gefahr vorbei ist. Danach kann die Mutter, die das Ganze aus sicherer Distanz beobachtet, ihre Kitz am Waldrand wieder abholen.
Eine weitere, sehr erfolgreiche Methode, Rehkitz vor dem Mähtod zu retten, sind heutzutage in der Luft eingesetzte Thermalkameras und Multikopter. Gemäss Rehkitzrettung.ch konnten damit in der Schweiz in den letzten Jahren 14’221 Rehkitze gerettet werden. (Quelle: https://www.rehkitzrettung.ch/ )
In vielen Gemeinden hätten die Bauern die Möglichkeit, einen Tag vorher – Telefon genügt – die Wildhut (örtliche Jagdgesellschaft) aufzubieten, die mit ihrem Multikopter die Wiesen folglich gratis für den Bauern absucht, oder verblendet (die dabei entstehenden Kosten trägt der örtliche Jagdverein). Wäre schön, wenn irgendwann alle dieses kostenlose Angebot in Anspruch nehmen würden, leider wird trotz dieses Angebotes noch immer gemäht, ohne vorher entsprechende Schutzmassnahmen zu treffen, mit traurigen Folgen. Dann, wenn es bereits passiert ist, werden die Jäger gerufen um die vermähten, schwerverletzten Rehkitze zu erlösen.
Erfreulicherweise gibt es aber viele Landwirte, die diese effektive Hilfe sehr wohl in Anspruch nehmen und wie der Bauer im Video, alles Mögliche, jeden Aufwand auf sich nehmen, um den Mähtod von Rehkitzen zu verhindern.
Dass Hunde in dieser Zeit in Waldnähe angeleint werden sollten, erübrigt sich wohl, das wird überall kommuniziert. In einigen Gemeinden gibt es sogar während der Setzzeit ein Leinengebot. Allein das Schnuppern eines Hundes am Rehkitz kann zur Folge haben, dass die Geiss ihr Junges nicht mehr annimmt.
Zum Schluss:
EIN GANZ HERZLICHES DANKESCHÖN AN ALLE, DIE ALS LANDWIRT, FREIWILLIGE HELFER EINER LOKALEN REHKITZRETTUNG ODER WILDHÜTER, SICH FÜR DIE RETTUNG DIESER VERLETZLICHEN TIERE IN DIESER GEFAHRVOLLEN ZEIT EINSETZEN.
Zum Video: Es ist vor vielen Jahren in der Schweiz entstanden und wurde mir verdankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Seither benutze ich es alljährlich zur Aufklärung und Verhütung von unnötigem Mähtod.
Bilder: Zur Verfügung gestellt (mit der Bitte zu erwähnen, dass eine Rehkitzrettung nur unter Anwesenheit eines Wildhüters/Jägers erfolgen soll)