
Zuerst sind nur die glänzenden, herzförmigen Blätter des Scharbockskrauts zu sehen, bald darauf auch seine sternförmigen, gelben Blüten.
Auch die Blüten warten mit einem hübschen Glanz auf weshalb sie mein Grossvater «Glitzerli» nannte.
Der Gattungsname Ficaria deutet auf einen unterirdischen Pflanzenteil hin und auch auf dessen einstige Verwendung in der Volksheilkunde.
Dicht unterhalb der Erdoberfläche befinden sich die Sprossknollen, welche dem Scharbockskraut als Stärkespeicher dienen. Auf sie bezieht sich der Gattungsname Ficaria, er stammt vom lateinischen ficus (Feige). Da ihr Wuchs keulenförmig ist und an Feigen erinnert, wurden sie in der Volksheilkunde bei den als Feigen bezeichneten, grossen Warzen bei Rindern eingesetzt sowie bei Hämorrhoiden. Dies aufgrund der mittelalterlichen Signaturenlehre.
Bis zum Beginn der Blüte werden die Blätter oft als willkommenes blutreinigendes Kraut und frisches Grün in Salaten, Quark oder Suppen verwendet.


Aber Achtung, es handelt sich hier um ein Hahnenfussgewächs (Ranunculaceae) welches Protoanemonin enthält, ein Gift. «In den Blättern liegt dieses jedoch bis zur Blüte nur in sehr kleinen Mengen vor.(erdflow.com)»
Alle Quellen besagen, dass die Blätter nur in geringen Mengen und nur bis zum Zeitpunkt der Blüte verwendet werden sollen. Danach erhöht sich der Gehalt an Protoanemonin und der Geschmack wird zunehmend scharf-bitter.
In den Blattachseln des Scharbockskrauts reifen mit der Zeit Brutknospen (Bubillen), kleine blassgelbe Kügelchen, und die waren Gegenstand verschiedener Sagen die vom sogenannten «Kornregen» handeln. Ich zitiere dabei Rudi Beiser aus seinem Buch «Essbare Wildpflanzen»:
«Da sie (Brutknospen) nach einem starken Regen oft in Massen in Pfützen zusammengeschwemmt waren und in ihrer Form Getreidekörnern ähnelten, gab es den Glauben, dass sie vom Himmel gefallen wären. Daher die Namen Himmelsbrot, Mäusebrot oder Erdgerste.» Dieser vom Himmel gefallene Segen sei fleissig gesammelt und zum Brotbacken verwendet worden sein.
Tipp für alle, die sich im Frühjahr über das Scharbockskraut im Garten ärgern, welches sich schon mal wie ein Teppich ausbreiten kann: Erfreut euch einfach ob der goldgelb glänzenden Blütensternchen und wartet: Im Mai/Juni zieht sich die Pflanze bereits wieder ein und alle oberirdischen Teile verschwinden. Die neuen Wurzelknollen sind dann fertig ausgebildet und die oberirdischen Pflanzenteile beginnen sich gelb zu verfärben und welken.
Ich jedenfalls freue mich jeden Frühling auf diese ersten gelb-glänzenden Farbtupfer in den Beeten, wo sie einen schönen Kontrast zu anderen Frühblühern bilden.


Übrigens: Gefährlich wird es bei Verwechslungen mit anderen Hahnenfuss-Gewächsen, da diese wesentlich größere Mengen an Giftstoffen enthalten.
Wer die Wildpflanzen im Allgemeinen besser kennenlernen möchte, begleitet mich am besten mal auf einem meiner geführten Naturspaziergänge: https://natur-tagebuch.ch/angebote/