Rotmilan – König der Lüfte im Mittelland

Er ist wieder da, «mein» Rotmilan. Jedes Jahr im November, wenn noch die letzten Blätter am Hochstammbirnbaum hängen, nimmt er auf diesem Ast wieder seinen Platz ein.

Seit den 70-er Jahren breitet sich dieser majestätische Greifvogel in der Schweiz immer mehr aus und kommt mittlerweile sogar auf Höhenlagen von weit über 800 Metern vor. Das hat verschiedene Gründe, wie die Vogelwarte Sempach herausgefunden hat.

«Die Schweiz beherbergt zehn Prozent der Weltpopulation des Rotmilans», sagt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach. Seit Messbeginn hat die Verbreitung in unserem Land stark zugenommen. Der Ursache versucht die Vogelwarte seit 2015 auf den Grund zu gehen.

Unter anderem ermöglicht eine immer frühere und häufigere Mahd, dem Rotmilan besser an seine Beute, den Wühlmäusen und Würmern zu gelangen. Die Zunahme des Verkehrs und damit leider auch die Erhöhung von verunglückten Tieren, kommen dem Aasfresser ebenfalls entgegen. Zudem profitiert der Rotmilan von den immer längeren schneefreien Perioden im Mittelland und der stets früher einsetzenden Schneeschmelze in den Voralpen. Das alles erhöht das Nahrungsangebot und begünstigt somit seine Ausbreitung.

Verändert hat sich in den letzten Jahren auch das Zugverhalten des Rotmilans, bedingt durch die immer wärmer werdenden Winter und dem damit verbundenen Nahrungsangebot in der schneefreien Zeit. Während früher einst sämtliche Rotmilane den Winter auf der Iberischen Halbinsel verbracht haben, ist es heute nur noch rund die Hälfte, die sich im Herbst auf den Weg in den Süden macht. Es wurde zudem festgestellt, dass es sich dabei um die Jungtiere handelt, die diese nicht ungefährliche weite Reise antreten, während die erwachsenen Rotmilane es vorziehen, in der Schweiz zu bleiben. Hier werden sie dann nicht selten von Privaten gefüttert.

Dadurch, dass sich also immer weniger erwachsene Vögel dem Risiko einer Reise in den Süden aussetzen, erhöht sich auch die Überlebensrate. Ein weiterer Grund, warum die Bestände zunehmen.

All diese Faktoren führen dazu, dass sich dieser prächtige Greif, der auch als Gabel- oder Königsweihe bekannt ist, in der Schweiz sehr wohl fühlt.

Ihr könnt den Rotmilan am Himmel sehr gut an seinem stark gegabelten, roten Schwanz erkennen. Der majestätische Vogel gehört nach dem Bartgeier und dem Steinadler zu den drittgrössten Greifvogelarten in der Schweiz und kann Flügelspannweiten von bis zu 165 Zentimeter erreichen.

Heute haben wir 2800 bis 3500 Brutpaare in der Schweiz, die trotz ihrer erfreulichen Vermehrung, auch zahlreichen Gefahren ausgesetzt sind. So sterben noch immer viele von ihnen qualvoll durch das Fressen vergifteter Mäuse. Leider ein Umstand, den viele nicht bedenken, wenn sie Mausgift ausstreuen.

Nun hoffe ich, dass auch ihr schon bald einen dieser prachtvollen Vögel am Himmel oder auch am Boden beobachten könnt. Nicht selten kann ich sie nämlich auch auf frisch gepflügten Feldern oder gemähten Wiesen entdecken, wie sie stolz dahinschreiten und den Boden nach Nahrung absuchen.

Andere von haben vielleicht sogar das Glück einen Schlafplatz in ihrer Nähe zu haben. Rund 80 Schlafplätze sind in der Schweiz bekannt. An einzelnen von ihnen nächtigen über 100 Rotmilane.

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