Während der Ehrenpreis noch immer seine blauen Kissen über die Wiesen legt, liefern die rotblühenden Taubnesseln zur Zeit die passenden roten Teppiche dazu.
Es gibt einige Unterscheidungsmerkmale, die einem helfen, die Gefleckte Taubnessel von der Purpurroten Taubnessel zu unterscheiden. Ökologisch wertvoll sind sie beide und brennen tun sie übrigens auch nicht.
Die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum):
Ihre Blätter sind etwas spitzer geschlitzt, ähnlich denen der Brennnessel, die Blüten oft etwas grösser und sie reissen ihr Mäulchen weiter auf, als die Purpurrote Taubnessel. Auch ist die Gefleckte Taubnessel meistens von etwas höherem Wuchs.
Die einheimische, ausdauernd wachsende Pflanze tritt oft flächig auf und bildet im Halbschatten von Gebüschen, entlang von Hecken, Weg-/Waldrändern richtiggehend rote Blühteppiche. Namensgebend war bei ihr die gefleckte Lippe.
Die Rote/Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum)
Sie erscheint oft niederliegend, von weniger hohem Wuchs als die Gefleckte Taubnessel, auch sind ihre Blätter deutlich weniger spitz geschlitzt, sondern eher gekerbt. Zudem sind ihre Blüten meistens kleiner. Im Gegensatz zu der Gefleckten ist die Rote Taubnessel nur einjährig.
Beide gehören zur Gattung der Taubnesseln innerhalb der Familie der Lippenblütler. Doch ihre nesselartigen Blätter sind «taub», das heisst, sie brennen nicht.
Im Garten geben sie auch wegen ihrer ausserordentlich langen Blühzeit von März bis Oktober sehr dekorative Bodendecker ab. Ein weiterer Grund, für sie im Garten ein Plätzchen freizuhalten ist ihr grosser ökologischer Wert:
Durch ihre frühe Blüte bereits im März, sind sie eine wichtige erste Nahrungsquelle für Hummelköniginnen. Taubnesseln sind aber auch wichtige Raupenfutterpflanzen und zwar unter anderem für folgende Schmetterlinge: Weissfleck-Widderchen, Achateule, Russischer Bär und Weisse Tigermotte. Die Ameisen wiederum bedienen sich gerne an den nussartigen Früchtchen, und sorgen so für ihre Verbreitung.
Taubnesselblüten sind selbst für die langrüsseligen Hummeln eine wahre Herausforderung. Um an den begehrten Nektar zu kommen, müssen sie ihre dicken Körper richtiggehend in den schmalen Schlund quetschen.
Honigbienen haben noch mehr Mühe, in den schmalen Kelch zu gelangen, dafür ist ihre Zunge nämlich zu kurz. Doch die Wildbienen haben sich da was einfallen lassen: Sie beissen kurzerhand die Blüten an der Basis unten auf und gelangen auf diese Weise an den Nektar. Dank der durch Wildbienen auf diese Weise geöffneten Blütenkelche profitieren dann schliesslich auch die Honigbienen und gelangen trotzdem noch zum Ziel. Trittbrettfahrer nennt man das wohl. Taubnesseln liefern übrigens tiefrote Pollen und sind dadurch eine Bereicherung für jeden Blütenhonig.
Bin keine Botanikerin, das wisst ihr, sondern einfach seit meiner Kindheit eine grosse Naturfreundin und Freude, das bereiten beide rotblühenden Taubnesseln, wenn sie mir zur Zeit überall auf Wanderungen und auch im Garten begegnen. Da ist es mir dann schlicht «Wurscht», ob es nun die Rote oder die Gefleckte ist.