
In meiner Kindheit befand sich in Grossmutters Hausapotheke stets eine «Chäslichrut»-Salbe.
Chäslichrut nennen wir bei uns die Malve (Malva), weil die Form ihrer Früchtchen an Käselaibe erinnern. Andere wiederum bezeichnen sie als Käsepappel.
Gemäss Kräuterpfarrer Johann Künzle und anderen Kräuterkundigen, hielten bereits die alten Römer die Malve hoch in Ehren «und nannten sie omnimorbium, d.h. heilsam gegen alle Krankheiten».
In meinem Garten sucht sich die Wilde Malve (M. sylvestris) ihre Plätze stets selber aus. Mit Sicherheit aber wächst sie zuverlässig jedes Jahr vor dem Schuppen und blüht dort gemeinsam mit dem Klatschmohn, was stets ein wunderschönes Farbenspiel abgibt. Manchmal bekommen ihre Blätter den Malvenrost, ein Pilz, der auf ihnen rostrote Flecken verursacht. Aber eingehen tut die Pflanze deswegen nicht, das steckt sie weg.


Hier seht ihr sie, die Malven-Früchtchen, die in ihrer Form an runde Käselaibe erinnern und die der Malve zu den Trivialnamen «Chäslichrutt» und Käsepappel verholfen haben. Sie wurden als «Käslein» gegessen und die Blüten fanden Verwendung beim Färben von Zuckerwaren.
Anhand ihrer charakteristischen Blüten, die fünf nach unten keilförmig verschmälerte, oft deutlich ausgerandete Kronblätter aufweisen, lassen sich die meisten Malven erkennen.
Rudi Beiser schreibt in seinem Buch «Unsere essbaren Wildpflanzen», dass die jungen, zarten Blätter der Malve vor der Blütezeit aufgrund ihres angenehm milden Aromas für Salate und Suppen verwendet werden können. Aber auch für die Zubereitung von Spinat lassen sich die Blätter verwenden und die hübschen Blüten eignen sich als attraktive, essbare Speisedekoration.
Beiser erwähnt zudem, dass alle, die in meinem Beitrag abgebildete Wilde Malve (M. sylvestris) mit ihren dunklen Adern auf den Blütenblättern, wie auch die blassroa blühende und eher niederliegend wachsende Weg-Malve (M. neglecta) oder die Rosen-Malve (M. alcea) verwendet werden können.


In der modernen Heilkunde stehe die «Wirkung der in der Pflanze enthaltenen Schleime bei Reizhusten, Entzündungen von Magen und Darm oder Entzündungen im Mund und Rachen im Vordergrund.» Die Schleimstoffe legten sich dabei wie ein Schutzfilm auf gereizte Schleimhäute.
Wer schon einmal frische, junge Malvenblätter genascht hat, der spürt die erwähnten Schleimstoffe auch im Mund. Die eingangs erwähnte Chäslichrutsalbe (im Handel oft als «Malvedrin») wird noch heute als «wirksame natürliche Alternative zur Behandlung und Vorbeugung irritierter Haut, von Rötungen und rissiger Haut» verwendet.
Dieses Bild, aufgenommen vor einer alten Scheune in meinem Dorf, zeigt einen typischen Standort wilder Malven. Früher fehlte sie gerade wegen ihrer Heilkräfte auch in keinem Bauerngarten. Zudem findet man Malven auf Schuttplätzen, an Wegrändern und auf unbebauten Plätzen.
