
Von Februar bis April können wir in hellen Buchen-, Eichen- oder Nadelmischwäldern, dem wunderschönen Leberblümchen (Hepatica nobilis) begegnen.
Dank seiner auffälligen, dreilappigen Blätter, kann man es kaum mit anderen Pflanzen verwechseln.
Jetzt, wo die wärmenden Frühlingssonnenstrahlen noch den Weg durch die kahlen, blattlosen Bäume finden, nutzen viele krautige Waldpflanzen die Zeit für die Blüte. Dazu zählen neben Buschwindröschen, Waldveilchen, Lerchenspornen oder Bärlauch, auch die Leberblümchen.
In ihren kriechenden Sprosswurzeln (Rhizomen) besitzen die Leberblümchen einen «Wachstumsbeschleuniger»: gespeicherte Nährstoffreserven. Sie verhelfen ihnen gegenüber anderen Arten zu einem Zeitvorsprung im Wettlauf um das begehrte Licht im noch blattlosen Wald.


Das Leberblümchen ist auch so eine Pflanze, wo sich das Niederknieen für eine genauere Betrachtung lohnt: Schaut euch mal diese zarte Schönheit an! Meistens sind die Blüten in hellem oder etwas dunklerem Blaulila. Seltener rosa oder gar weiss.
Blütenökologisch ist das Leberblümchen eine Scheibenblume. Es bietet seinen Besuchern zwar keinen Nektar an, wohl aber reichlich Pollen. Das macht das Leberblümchen im zeitigen Frühjahr zu einem weiteren wichtigen Frühblüher für Insekten.
Interessant, ja sogar etwas amüsant finde ich, dass einige Quellen die Namensgebung auf die, an eine «menschliche Leber» erinnernde Blattform zurückführen, andernorts in Botanikbüchern jedoch von herzförmigen Blättern gesprochen wird. Irgendwo habe ich auch mal gelesen, dass die Blattform an eine «tierische Leber» erinnere. Das wiederum finde ich dann doch treffender, oder dann eher noch an eine Herzform. Dies, nachdem ich selber mal einen prüfenden Blick auf Bilder menschlicher Organe geworfen habe.

Nach der Befruchtung, die etwa ab Mai erfolgt, entwickeln sich Samen in Form behaarter Nüsschen. Auch sie verfügen, wie hier kürzlich erklärt, über ein Anhängsel (Elaisom) welches Ameisen anlockt und die in der Folge für die Verbreitung des Leberblümchens sorgen: https://natur-tagebuch.ch/von-ameisen-und-dem-elaisom/#more-11469
Eine Vermehrung ist jedoch auch über Wurzelteilung möglich, die Wurzeln des Leberblümchens reichen sehr tief, bis 30 cm.


Während das Leberblümchen bei uns in der Schweiz in drei Kantonen (BL, SO, AG) vollständig geschützt und in anderen teilweise (BE, BS, JU, ZH), gilt es in ganz Deutschland aufgrund der Bundesartenschutzverordnung als „besonders geschützt“. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Dasselbe gilt für Österreich.
Übrigens: Sämtliche frischen Teile des Leberblümchens sind giftig. Wie viele Hahnenfussgewächse enthält es Protoanemonin: «Auf Haut und Schleimhäute gebracht wirkt es stark reizend und kann zu Rötung, Juckreiz und sogar Blasenbildung führen»*.
Quellen: * «Der Kosmos Waldführer» von Eva-Maria und Wolfgang Dreyer und «Im Wald» Jaun/Joss sowie infolora.ch