Wer von euch hat sie schon mal entdeckt, diese aus Lehm geformten kleinen Tönnchen, im Fensterrahmen, in Vorhängen, Sitzkissen auf dem Gartensitzplatz, oder wie bei mir auf dem Dachboden? Es handelt sich hier um die kunstvoll «getöpferten» Brutzellen der Orientalischen Mauer-/Mörtelwespe (Sceliphron curvatum), einem hochinteressanten Insekt.
Zugegeben, er gehört nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten, der Gang auf den Dachboden hinauf. Der befindet sich naturgemäss direkt unter dem Dach und man kann sich darin nur stark gebückt oder stellenweise auf allen Vieren fortbewegen. Kaum ein Besuch auf dem Dachboden, der nicht mit einer Beule am Kopf endet, das wäre dann wohl ein wortwörtlicher «Dachschaden»….
ABER: Selbst hier oben kann man zuweilen Hochinteressantes beobachten. An die teils riesigen Wespen- und Hornissennester habe ich mich im Lauf der Jahrzehnte gewöhnt, aber einmal, da entdeckte ich etwas Neues an der Holzwand: kleine, getöpferte «Tönnchen», kunstvoll auf das Holz drapiert.
Bei diesen, kunstvoll aus Lehm getöpferten Tönnchen, handelt es sich um die Brutzellen der Orientalischen Mauer-/Mörtelwespe (Sceliphron curvatum). Man findet sie oft auch in Fensterrahmen, Scheunen, oder sogar an Vorhängen und auf Gartensitzkitzen. Die Weibchen, welche als Baumeisterinnen hinter diesen Kunstwerken stecken, müssen für die Beschaffung des dazu benötigten Lehms bei uns nicht lange suchen, da wir umgeben von stark lehmhaltigen Böden sind. Das gesammelte Baumaterial wird am Fundort, oder direkt auf der «Baustelle» geknetet und so geformt, dass es sich der vorhandenen Unterlage anpasst.
Eine einzelne dieser Brutzellen besteht aus neun bis fünfzehn einzelnen Lehmklümpchen. Meistens werden 5 – bis 22, ja manchmal sogar bis zu 85 solcher Tönnchen aneinandergereiht, wobei sie stets in dieselbe Richtung gucken. Bei «meinen» Töpfchen handelt es sich jeweils um rund 50 Stück. Da die Kunstwerke empfindlich auf Wasser reagieren, werden sie nur an vor Wasser gut geschützten Orten – folglich oft in menschlichen Bauten – angelegt. In jede Zelle wird ein Ei gelegt und «innerhalb des Winters entwickeln sich die Wespen über die Larvenstadien und das Puppenstadium bis in das Frühjahr des folgenden Jahres.» (Wikipedia).
Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich bei der Orientalischen Mauerwespe nicht um eine einheimische Art. In Europa wurde sie das erste Mal in Österreich entdeckt und zwar 1979, 1998 erstmals in der Schweiz gesammelt und erst in den 2000-er Jahren als solche erkannt. Seit 2002 gab es erste gelegentliche Funde in Deutschland.
Ihre ursprüngliche Heimat wird als Nordindien, Nepal und Kasachstan angegeben, wobei man bis heute nicht genau weiss, auf welchem Wege dieser Töpferkünstlerin zu uns gekommen ist.
Wie alle Grabwespenarten – zu denen auch die Orientalische Mörtelwespe gehört – jagen auch die Weibchen der Orientalischen Mauerwespe Spinnen für die nachkommende Generation. Sie verpassen den Spinnen einen lähmenden Stich, danach wird die wehrlose Beute in die Brutkammer befördert. Für die grosse Anzahl Brutkammern müssen auch ganz schöne viele Spinnen erlegt werden, man spricht da von bis zu 30 am Tag.
Weiter Informationen und auch ein Bild der hier beschriebenen Töpferwespe findet ihr hier:https://scnat.ch/de/uuid/i/dbede092-1579-570c-aa7d-0731a77268f0-Die_T%C3%B6pferwespe_im_Haus und sehr ausführlich beschrieben auch auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Orientalische_Mauerwespe