Heute schreibe ich einen Tagebuch-Eintrag, den ich zuvor bereits auf meiner Facebook Natur-Tagebuch-Seite veröffentlich habe. Thema:
Unkraut – und warum ich froh bin, dass ich als Schweizerin mit dem Begriff Jät oder auch Gjät, dieses in Ungnade gefallene Wort elegant umgehen kann.
Im Anschluss zeige ich euch in der Bildergalerie noch eine Auswahl von typischen Jät-Pflanzen in unseren Gärten.
Ach, dieses «Gschiss» (Theater), welches doch immer wieder um das Wort «Unkraut» gemacht wird. Wehe man benutzt es! Eigentlich sollten stattdessen so moderne Wortschöpfungen wie «Acker-/Gartenbegleitkraut» verwendet werden, also Euphemismen für Unkraut. Sie scheinen für mich eine Wohlstanderscheinung zu sein. Eigentlich könnte doch die Zeit und Energie, die dafür aufgewendet wird, immer mehr Wörter auf ihre politische Korrektheit hin zu prüfen und dabei auf die Goldwaage zu legen, stattdessen für die Lösung wirklicher Probleme verwendet werden. Obwohl ich mir natürlich bewusst bin, dass mit Wörtern achtsam umgegangen werden soll, doch der gesunde Menschenverstand soll dabei nicht auf der Strecke bleiben.
In Bezug auf den Begriff «Unkraut» bin ich froh als Schweizerin das «dünne Eis» elegant umschiffen zu können, indem ich einfach konsequent von «Jät» spreche.
Definition: «Jät» (oder auch «Gjät«) umfasst all diejenigen Pflanzen, die da wachsen, wo man sie nicht haben möchte und die werden dann gejätet, sprich ausgezupft.
Aber wer hat’s erfunden, das «Jät»? Ich weiss nicht, ob wir Schweizer den Begriff allein für uns beanspruchen dürfen, denn unsere deutschen Nachbarn kennen beispielsweise den Begriff «Unkraut jäten». (Dabei wäre «jäten» ja ausreichend, ist dann also eine unnötige Verdoppelung)
Hier noch die Definition von Jäten gemäss Wiktionary:
«Was ist Jäten auf Deutsch?
Bedeutungen: [1] (eine Pflanze, vor allem Unkraut, von Hand oder mit einem Werkzeug samt Wurzel) aus dem Boden herausziehen. [2] etwas frei von (unliebsamen) Pflanzen (vor allem Unkraut) machen.»
In der Bildergalerie findet ihr eine Auswahl von Pflanzen, die öfters da wachsen, wo wir sie in den Beeten nicht haben möchten und folglich gejätet werden.
Jedenfalls ist das bei mir so: Es gibt einen Teil unseres Umschwungs, der naturbelassen ist und mehrheitlich aus mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Magerwiesen besteht. Der restliche Teil ist Garten, der durch mich kultiviert wird und entsprechend auch kultivierte Pflanzen beherbergt, auch sogenannte «Neophyten», also Pflanzen, die nach 1492 bei uns heimisch geworden sind. Was man bei mir jedoch nicht findet, sind die sogenannten «Invasiven Neophyten», die auf einer schwarzen Liste stehen. Insgesamt sind es weit mehr als 80% einheimische Pflanzen, welche man in meinem Garten findet.
Noch zum Schluss die Definition von Euphemismus gemäss Wiktionary:
«beschönigende, verhüllende, mildernde Umschreibung für ein anstößiges oder unangenehmes Wort» »geistige Umnachtung« ist ein Euphemismus für »Wahnsinn«»»
Für mich ist Gjät Begleitflora;-)
Endlich mal jemand, der mir aus dem Herzen spricht! Toll geschrieben!