Interessantes zum Bärchtelistag

Oh, da ist aber die Tarnung aufgeflogen! Nun, ist jetzt ja auch nicht Zeit für die Spinnen, um mit dem ansonsten fast unsichtbaren Netz Insekten zu fangen. Mancherorts entstand dank dem Raureif ein richtig dichtes Gewebe.

Für alle, die es interessiert, nachfolgend noch ein paar Worte – und weitere Bilder – zum heutigen Bärchtelitag (2. Januar), von dem ich nicht weiss, ob er in Österreich oder Deutschland auch eine Bedeutung hat. Entnommen habe ich die Informationen dazu dem Buch von Conrad G. Weber «Brauchtum in der Schweiz»:

Es gibt viele Bezeichnungen, je nach Region, für den heutigen 2. Januar: Bächtelitag, Berchslete, Berzelistag (bernische und aargauische Nebenform oder eben Bärchtelistag).

Warum aber heissen – vor allem in der Deutschschweiz – alle Bräuche und «Lustbarkeiten» die es seit jeher um den 2. Januar gibt «bächtele»? Es seien ja so manche weitere Brauchtumsbegriffe damit verknüpft, wie «zum Bächtele tragen«. Weber erwähnt dabei zwei mögliche Herkunftsmöglichkeiten:

«Wenn wir uns einer frühen Form erinnern……. so gewahren wir zwei Herkunftsmöglichkeiten: vom Genitiv des vorgestellten Eigennamens Berchta (berchten) und von Berchte oder Perchte, einer mythologischen Figur aus den Zwölften (Rauhnächte).» Es ist uns demnach überlassen, je nach persönlicher Neigung am heutigen Berchtoldstag beim Bächtele an Berta, die burgundische Königin, die auch als vielverehrte Heilige in lebendiger Erinnerung geblieben sei, zu denken, oder, heidnischer, uns für den Zusammenhang mit der Berchte, oder Perchte zu entscheiden.

Interessanterweise schreibt Weber im erwähnten Buch von 1985 weiter, dass, sollte das Neujahr auf einen Samstag fallen, der Bächtelitag ausnahmsweise nicht am zweiten, sondern am dritten Januar gefeiert werde. Nun dem ist wohl heute nicht mehr so.

Im protestantischen Kanton Zürich kam dem heutigen Tage schon immer eine grosse Bedeutung zu, für die Bevölkerung der Städte Zürich und Winterthur war es sogar DER wichtigste Brauchtumstag. Es existierten daher zahlreiche Varianten des «bächtelen», also Bräuchen rund um den heutigen Tag:

«Noch im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts war der Vormittag der Jugend gewidmet. Die Jungen gingen festlich gekleidet einher. Stadtbibliothek, Zeughaus und Museen wurden für sie offen gehalten. Ein Vater, der Mitglied einer kulturellen Vereinigung war, etwa der Hülfsgesellschaft oder der Feuerwerker, führte seinen Sohn oder seine Tochter an den Sitz der Gesellschaft zur feierlichen Übernahme des Neujahrsblattes». Diese Neujahrsblätter wurden meist von einem bedeutenden Ortsbürger über ein Thema von Bedeutung verfasst und in die jungen Hände übergeben.

Übrigens: Noch heute wird den Einwohnerinnern und Einwohnern meiner Wohngemeinde nach Neujahr – anlässlich einer geführten, öffentlichen Neujahrswanderung in die Natur hinaus – ein solches Neujahrsblatt verteilt. Auch dieses ist jedes Jahr einem speziellen Thema gewidmet, so zum Beispiel den vielen alten Mühlen auf dem Gemeindegebiet, die dann alle anlässlich der Wanderung aufgesucht werden. Vor Ort berichtet jemand Kundiger Wissenswertes aus der Geschichte der jeweiligen Mühlen. Auch schon hatten wir das Thema Steinbrüche, Waldschluchten, örtliche Sagen und Legenden, Bäckereien, Käsereien. Da staunte man gerade bei letzteren beiden, wie viele wir davon einst hier vorfand. Heute existieren praktisch keine mehr, alles wird im Supermarkt gekauft.

Ich finde da haben wir mit dieser Neujahrswanderung und dem Verteilen des Neujahrsblattes eine wunderbare Tradition, die in der Gemeinde noch gepflegt wird.

Noch ein Nachsatz mit Augenzwinkern: Eine der wenigen Bächtelistag-Traditionen, die heute wohl noch gepflegt werden, ist, dass die Zürcher am heutigen Tag über die Grenze zu uns in den Kanton St. Gallen kommen, um einzukaufen, denn wir haben – im Gegensatz zum Kanton Zürich – heute keinen Feiertag.

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