Hornisse am Nestbau

Gestern hatte ich ein Zwiegespräch mit einer heimischen Hornisse (Vespa crabro).

Ich sah die junge Königin in einen unserer Nistkästen fliegen. Ganz vorsichtig öffnete ich daraufhin den Kasten und riskierte einen Blick hinein. Sie sass ganz allein auf dem Nest und guckte mich eine Weile prüfend an. Nachdem ich wohl für gut respektive ungefährlich befunden worden war, setzte sie ihre Aufbauarbeit am Nest fort und beachtete mich fortan nicht mehr.

Das Baumaterial findet diese grosse Wespenart gleich in unmittelbarer Nähe.

Als Baumaterial für ihre «Papiernester» verwenden die Hornissen mit Speichel vermischte Holzfasern. Keine 50 Meter entfernt steht unser Apfelbaum-Methusalem, den das hohe Alter langsam zerfallen lässt. Da kann ich die Hornissen jeweils dabei beobachten, wie sie Holz abraspeln, denn sie bevorzugen weiches Totholz.

Auf diesem Bild lässt sich gut erkennen, wie die Hornisse mit Hilfe der Vorderbeine und dem Mundwerkzeug aus den zerkauten Holzfasern und Speichel eine papierartige Struktur formt.

Es sind junge Königinnen, die zuerst allein mit dem Nestbau beginnen, nachdem sie sich dazu einen geeigneten Ort ausgesucht haben. Das können wie in diesem Fall Vogelnistkästen, Baumhöhlen, Geräteschuppen oder Dachböden sein. Der Standort sollte dunkel und vor Wetter geschützt sein.

Manchmal suchen sich die Hornissen auch originelle Orte für den Nestbau aus: Dieses Nest wurde im vergangenen Winter vom Kaminfeger in einem Kamin bei Verwandten gefunden.

Oft werden Nester über mehrere Jahre am selben Standort gebaut, doch werden dabei die alten nicht wiederverwendet, sondern es wird einfach wieder ein neues angelegt.

Pro Tag schafft «meine» Königin die ihr im Video sehen könnt, 1 bis 6 Brutzellen. Bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen und ihr zu Hilfe kommen, hat sie bereits bis zu 40 Zellen belegt. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zur ausgewachsenen Arbeiterin beträgt insgesamt etwa 30 bis 50 Tage.

Diese Kolonie von Arbeiterinnen vergrössert während der Sommermonate das Nest schliesslich auf 6 – 8 Waben und eine Volksgrösse von 100 bis 700 Tieren.

Zur Nahrung der räuberischen Hornissen zählen hauptsächlich andere Insekten wie Falter, Wespen, Libellen oder – wie auf diesem Bild – Bienen. Ich konnte just dabei zuschauen, wie diese Hornisse in unserer blühenden Heckenrose auf Jagd war und dabei eine Biene erwischte. Seelenruhig verspeist sie diese, geschützt unter einem Blatt, lediglich an einem Bein hängend.

22 Stunden sind diese fleissigen Tierchen aktiv, Tag und Nacht. Sie gelten allgemein als friedfertig und sind nicht angriffslustig wie teilweise andere Wespenarten. Lediglich bei Störungen können sie sich aggressiv verhalten.

Wie ein Hornissenstich «surren» kann, weiss ich aus eigener Erfahrung: Es war in den 80-ern, als wir ebenfalls ein Nest in einem Nistkasten hatten. Tagtäglich lief ich daran vorbei und es ist nie etwas passiert. Eines Tages jedoch verfing sich eine von ihnen in meinen langen Haaren. Sie verhedderte sich immer mehr darin, geriet wohl in Panik und stach zu. Okay, hat schon recht weh getan im Moment und es gab eine rechte Schwellung am Kopf, da ich jedoch nicht allergisch reagiere, war alles kein Problem.

Das Schlimmste am Ganzen war für mich das laute Brummen direkt neben meinem Ohr. Dieses laute Surren kann schon recht furchteinflössend sein.

So sieht die in diesem Beitrag gezeigte heimische Hornisse von Nahem aus. Ich erwähne «heimisch» bewusst, denn mittlerweile sorgt ja die über den weltweiten Handel importierte Asiatische Hornisse (Vespa velutina) für Negativschlagzeilen.

Die Asiatische Hornisse ist im Vergleich zu unserer heimischen Hornisse kleiner, hat einen dunkleren Körper und gelbe Enden der Beine. Hier findet ihr ein gutes Vergleichsbild: https://www.urdorf.ch/aktuellesinformationen/2135512 Mittlerweile besteht vielerorts eine Meldepflicht betreffend Sichtungen.

Quelle: «Insekten» von Siegfried Rietschel und Wikipedia

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.