Wie wunderbar duften doch jetzt wieder die grossen Blütendolden des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra).
Vom «Fliederbusch», Frau Elhorn und feinen Holunder(blüten)küchlein möchte ich heute berichten.
Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) war einst im Niederdeutschen als «Al-» oder «Elhorn» bekannt, was wohl von «al» = modernd, stinkend, kommt. Dies dürfte, so steht geschrieben, auf den entsprechenden «Duft» von abgeschabter Holunderrinde zurückzuführen sein.
Aber auch «Flieder» war einst eine gebräuchliche Bezeichnung für den Holunder und noch heute wird deshalb beim Holunderblütentee oft von «Fliedertee» oder beim Strauch vom «Fliederbuschen» gesprochen. Erst ab der Einführung des echten Flieders (Syringa vulgaris) im 16. Jahrhundert, kam der Holunder zu seinem heutigen Namen, denn nun bedachte man den exotischen Einwanderer mit dem Namen Flieder.
Ich kenne wirklich kein einziges Gehöft, auf welchem nicht mindestens ein Holunderbäumchen das Haus, oder – wie auf diesem Bild – eine Scheune ziert. Schon immer hat sich der Holunder gerne in der Nähe des Menschen aufgehalten und die wussten um die Vorliebe der nährstoffliebenden Pflanze und setzten sie nicht selten just neben einen Miststock.
Sehr häufig aber werden Holunder auch durch das Federvolk gepflanzt. In diesem Fall, wenn ein Strauch von allein gewachsen ist, sprach man ihm besonders starke Schutzkraft zu.
Seit Urzeiten nämlich werden diesem wertvollen, heimischen Gehölz besondere Kräfte zugesprochen und es wurde ihm folglich schon immer eine besondere Ehrerbietung zuteil. So würde es ein Unglück mit sich bringen, wenn man diesem grossen Heil-Baum Zweige abschneiden, oder ihn gar entfernen würde. War dies jedoch unumgänglich, so sollte man zumindest zuvor in die Knie gehen und bitten: «Frau Elhorn (Holunder) gib mir was von deinem Holtze, dann will ich dir von meinem auch was geben, wann es wächst im Walde..»
Der Grund für diesen grossen Respekt, den man dem Holunder entgegenbrachte, war wohl schlicht die Tatsache, dass er als bestens bewährte, «lebendige Hausapotheke» galt und alles, wirklich alles von ihm verwendet werden konnte. Nicht umsonst hiess es einst: «Rinde, Beere, Blatt und Blüte, Jeder Teil ist Kraft und Güte, Jeder segensvoll».
Einst wurden unter dem Holler, wie er in Österreich und dem Süddeutschen Raum genannt wird, auch Opfer (z.B. Brot oder Wolle) dargebracht, weil davon ausgegangen worden ist, dass in ihm eine lichtbringende Muttergottheit wohne.
Diese schenkte Mensch und Tier, Haus und Hof Schutz, bewahrte vor Blitz- und Hagelschlag, Krankheiten, Unfall, bösen Geistern und allerlei sonstiger Unbill.
Im Zug der Christianisierung wurde dann mit dieser ursprünglichen verehrten Gottheit kurzen Prozess gemacht: Das Opfern unter Bäumen wurde unter Strafandrohung verboten.
Schliesslich wurde aus dieser segensspendenden Muttergottheit die Frau Holle, die Holde, Segensbringende.
Nichts konnte letztlich die Menschen davon abhalten, an seine grosse Heilkraft und auch an die Übertragung von Krankheiten auf den Baum zu glauben. So stellten sie sich weiterhin unter den Holunder und baten ihn, unter Einhaltung bestimmter Rituale: «Zweig ich biege dich, Fieber nun lass mich; Hollerast hebe dich auf, Fieber setze dich drauf. Ich hab dich an einem Tag, hab du’s nun Jahr und Tag.»
Wollte der Spruch nicht wirken, gab es dann ja noch immer die Möglichkeit, Holunderblütentee gegen das Fieber zu trinken. (Wie bereits erwähnt: Im Volksmund noch heute auch als «Fliedertee» bekannt ).
Ich persönlich schaue immer darauf, dass ich im Winter einen Vorrat an getrockneten Holunderblüten habe. Gemischt mit Lindenblüten trinke ich den Tee hauptsächlich bei fiebrigen Erkältungen. Es ist seine schweisstreibende Wirkung, die ihn zu einem beliebten Hausmittel macht, auch bei Grippe.
Natürlich kann man mit den Blüten auch den Klassiker herstellen: Holunderblütensirup. Hier habe ich für euch mal ein Rezept dazu aufgeschrieben: https://natur-tagebuch.ch/zeit-fuer-holunderbluetensirup/
Übrigens: Habt ihr schon mal von der Möglichkeit gehört, aus den Blüten Küchlein herzustellen, indem man die Blütendolden in einen Omelettenteig tunkt und ausbackt? Ihr findet für die Holunderküchlein – wie auch zum Holunderblütensirup – viele verschiedene Rezeptvarianten im Internet. Hier habe ich ebenfalls eine für euch notiert: https://natur-tagebuch.ch/rezept-fuer-holunderblueten-kuechlein/
Es gäbe ja noch so unendlich viel über den Holunder zu berichten, so widmete ihm beispielsweise Wolf Dieter Storl in seinem Buch «Ur-Medizin» mehrere Seiten. Ich orientierte mich heute für einmal an den Ausführungen von Doris Laudert in ihrem Buch «Mythos Baum«.