Am 2. Februar feiern die Katholiken Maria Lichtmess. Wie alle kirchlichen Feste, hat auch dieses seinen Ursprung im vorchristlichen Brauchtum. In all diesen Jahreskreisfesten, den grossen Mythen, schwebt der ihnen eigene Geist mit. Sie bringen in uns ganz bestimmte Seelensaiten zum schwingen und erklingen.
Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass diese Feste wieder vermehrt in unser Leben zurückkehren.
Vom 1. auf den 2. Februar feiern die einen das keltische Imbolc und das Fest der Lichtjungfrau Brigida. Sie löst endlich die dunkle, schwarze Göttin ab, die als Perchta den Winter beherrschte. Die Katholiken wiederum feierten früher an diesem Tag bis 1969 das Fest der «Maria Reinigung». Nach 1969 wurde es dann zur «Darstellung des Herrn» und somit war es kein Marienfest mehr, sondern ein Christusfest. Mit dem 11. Jahrhundert kamen die Lichterprozessionen und Kerzensegnungen hinzu. Am 2. Februar wurden alle, in Kirche und Familie, benötigten Kerzen für das kommende Jahr geweiht. Noch heute kann man an diesem Tag die eigenen Kerzen mit in die Kirche nehmen, sie vor den Altar legen und segnen lassen.
Lichtmess war einst auch ein wichtiger Tag für die Dienstboten: An diesem Tag erhielten sie ihren Lohn in Naturalien oder Geld und sie konnten einerseits ihr Dienstverhältnis um ein Jahr verlängern oder auflösen. Aber auch für die Bauern war dieses Datum ein Stichtag. So heissen zwei Bauernregeln: «Schynt d’Sunne in d’Kerze, so schneits in d’Palme (Palmsonntag)» und «Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit».
So oder so ist für mich dieser Tag ein Fest der Kraft, der Lebendigkeit, der wilden ungestümen Energie des Frühlings, gleich jener Lebenskraft, wie sie noch ganz junge Menschen in sich tragen. Auch wenn wir selbst vielleicht nicht mehr in ganz so zartem Alter sind, möge uns doch diese erneuernde, erfrischende Kraft des Frühlings durchdringen; nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Möge ihn ein erfrischender Frühlingssturm durchschütteln und rütteln und alles Festgefahrene und Verkrustete mit sich reissen, um wieder Platz für Neues zu schaffen, auf dass wir aus unserem geistigen «Winterschlaf» aufwachen mögen und die grossen Herausforderungen, welche die Zeit gerade jetzt an uns heranträgt, zu bewältigen vermögen. Wach. Hellwach.