
Am Sonntag sah ich an einem unserer Haselsträucher die ersten weiblichen Blüten. Die männlichen, länglichen, braungelben Kätzchen hingegen halten sich noch wortwörtlich bedeckt: Ihre Schuppen sind geschlossen und geben bis jetzt noch keine Pollen frei.
Je nach Witterung, schwankt die Blütezeit der Haseln bei uns in den letzten Jahren zwischen Ende Januar und Mitte Februar.
Die weiblichen Blüten sind sehr klein und unauffällig. Auf dem Bild könnt ihr ihre intensiv roten Griffel entdecken, an diesen können die männlichen Pollenkörner andocken, sobald die männlichen Haselkätzchen ihre «Schuppen» öffnen und diese somit freigeben.


Auf den ersten Blick mag man weibliche Blüten kaum von den Laubblattknospen unterscheiden, bis die schützenden Knospen sich öffnen und ihre langen, roten, fädigen Narben zum Vorschein kommen. Meistens befinden sie sich in Blattachseln.
Weibliche Haselblüten enthalten keinen Nektar, interessant ist die Hasel für ihre Bestäuber wegen der überaus zahlreichen Pollen der männlichen, langen Kätzchen.
Dieses Bild stammt vom 29. Jänner 2020 und zeigt männliche Haselkätzchen und eine kleine Wolke davonfliegender Pollen. In jedem dieser Kätzchen befinden sich bis zu zwei Millionen Pollenkörner, die der Wind zu den weiblichen Blüten trägt** – und auch in so manch leidgeprüfte Nase, respektive Augen, von Allergikern.
Avellana im Namenszusatz bezieht sich auf die italienische Gemeinde Avella in Kampanien hin, wo bereits in der Antike Haselnüsse angebaut worden sind.


Der Zeitpunkt der Haselblüte wird in den meisten Quellen mit Februar bis anfangs März angegeben, damit gehört sie – zusammen mit der Birke und später auch der Erle – zu den allerersten Frühblühern im Jahr.
Mitbestimmend für den Zeitpunkt der Blüte ist nicht nur das Wetter, sondern auch der Standort und die Art. So blüht in unserem Garten eine Hybride der Lamberts-Hasel (Corylus maxima) stets mindestens zwei Wochen früher als die Gemeine Hasel (Corylus avellana) und das am selben Standort.
Noch während die Hasel in Blüte zu gehen beginnt, hängen letzte Überbleibsel vom Herbst an den Zweigen.
Der biologische Name Corylus bedeutet Maske und bezieht sich auf diese fransigen Deckblätter, welche die Nässe einer Maske gleich umhüllen. Sie sind bei dieser Lamberts-Haselhybride noch ausgeprägter als bei der Gemeinen Hasel.


Auch auf diesem Bild seht ihr noch letzte Spuren vom Herbst, es gab so viele Nüsse, dass nicht alle von ihren Abnehmer gefunden worden sind. Dazu zählen unter anderem Siebenschläfer, Eichhörnchen, (Hasel-)Mäuse, Häher und Kleiber. Aber auch Rabenkrähen haben sich hier unter den Haselsträuchern schon Kämpfe mit einem Eichhörnchen um die Nüsse geliefert.
Übrigens erfüllte einst ein Haselzweig in der Hand denselben Zweck wie eine weisse Fahne:
«Die Hasel hat Frieden«, hiess es nicht nur bei uns. Im antiken Rom beispielsweise wiesen sich die Unterhändler bei Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen als Zeichen guter Absichten mit einem Haselzweig in der Hand aus.*»
(Nun, ich meine wir könnten aufgrund der gegenwärtigen Weltlage an so vielen Orten friedensbringende Haselzweige gebrauchen)


Blicke ich zurück in meinen Tagebuch, so finde ich folgende Angaben zum Zeitpunkt der Haselblüte in den letzten 5 Jahren:
29. Jänner 2020
10. Februar 2021
6. Februar 2022
14. Februar 2023
28. Jänner 2024
Dieses Bild zeigt viele Haselsträucher, die anfangs Februar 2022 in Vollblüte stehen und schon von Weitem dank ihrer Tausenden von männlichen Haselkätzchen erkennbar sind. Sie färben ganze Waldränder und Hecken gelbbraun.

Quelle: * Doris Laudert «Mythos Baum» / ** Hase/Amber «Bäume»