Gühwürmchen – der Schneckenschrecken!

Ab Ende Juni faszinieren die Glühwürmchen (Lampyridae) mit ihrem magischen Licht als «tierische Sternchen» die Menschen. Da es sich jedoch nicht um Würmer sondern Käfer handelt, müsste man sie korrekterweise als Leuchtkäfer bezeichnen. Der Grosse Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca) – auch bekannt als Grosses Johanniswürmchen – zählt in der Schweiz zu den häufigsten der vier vorkommenden Leuchtkäferarten.

Habt ihr gewusst, dass Leuchtkäferlarven der Schrecken der Schnecken sind?

Leider kann ich euch nur diese beiden – zudem noch unscharfen – Bilder anbieten, denn bis jetzt habe ich gerade mal ein einziges Mal ein «Liebeslicht» am Wegrand leuchten sehen. Es sind die Weibchen, die an einem für das Männchen günstigen Landeplatz ihr Liebesfeuer «entzünden» und potentielle Partner damit anlocken. An ihrem Körperende entsteht das Licht durch eine chemische Reaktion in den Leuchtorganen. Biolumineszenz, so heisst die Fähigkeit von Tieren und Pflanzen, Licht zu erzeugen.

Die Glühwürmchen-Männchen leuchten selber nicht, sie suchen die dunkle Landschaft nach leuchtenden Liebessignalen ab, was bei der heutigen, durch viel Kunstlicht erleuchteten Nacht zunehmend schwieriger wird. Auch Gärten werden immer häufiger in der Nacht mit elektrischem Licht und Solarleuchten beleuchtet.

Haben sich die beiden gefunden, legt das Weibchen nach der Paarung die Eier gut versteckt am Boden ab und stirbt danach. Auch das Männchen lebt nur rund zwei Wochen. Ungefähr 60 – 80 Eier legt ein Weibchen ab und auch diese können bereits schwach leuchten.

Nach wenigen Wochen schlüpfen die vorerst nur wenige Millimeter grossen Larven und machen sich sogleich auf die Jagd nach Schnecken.

Tatsächlich ernähren sich die Glühwürmchenlarven während der nächsten zwei Jahre von allen Arten von Schnecken, mit und ohne Gehäuse, gross und klein. Dabei gehen sie nicht gerade zimperlich vor: Die Larven pirschen sich an die viel grössere Beute heran, versetzen ihr ein paar Giftbisse und verzehren ihre Leibspeise oft binnen eines Tages gänzlich. Die Serviette, um sich nach dem Mal den schleimigen Mund abzuputzen, führen sie gleich mit sich: Ein besonderes Schwanzorgan hilft ihnen, sich das Mundwerkzeug von Schleim zu befreien.

Die Larven selber verfügen über Abwehrgifte, die machen sie für Fressfeinde ungeniessbar. Zusätzlich warnen sie ihre Feinde durch schwach leuchtende Punkte auf dem Hinterleib. Die sind zwar nicht so stark wie die Leuchtsignale der ausgewachsenen Glühwürmchen, doch sie erfüllen den Zweck der Abschreckung trotzdem.

Im der schneckenfreien Zeit, im Winter, fallen die Larven in eine Winterruhe. Nach zwei bis drei Überwinterungen verpuppen sich die Larven und nach etwa einer Woche schlüpfen die erwachsenen Glühwürmchen: Der Zyklus beginnt von Neuem.

Diese Nachtbilder sind übrigens dort entstanden, wo ich mein erstes und einziges leuchtende Glühwürmchenweibchen entdeckt hatte. Auch hier wurde der Weg noch mitten in der Nacht durch helle Lampen erleuchtet, entdeckt hatte ich das Glühwürmchen an einer gänzlich lichtfreien, dunklen Stelle.

Eigentlich kommt der Grosse Leuchtkäfer in der Schweiz verbreitet vor und zwar bis in Höhen von 2000 Metern. Er leuchtet an einem einsamen Waldrand, einem unbeleuchteten Friedhof, oder einem naturnahen Garten genauso wie mitten in der Stadt in einer dunklen Ecke eines Parks. Wichtig ist die Verfügbarkeit von Schnecken sowie Dunkelheit. Ohne Dunkelheit finden die Männchen die Weibchen nicht. Wo der Mensch die Nacht durch künstliches Licht zum Tag macht, ist das Leuchten der Weibchen wahrhaft vergebliche Liebesmüh.

Ausser dem Grossen Leuchtkäfer kommen in der Schweiz noch der Kleine Leuchtkäfer, der Kurzflügelleuchtkäfer und der Italienische Leuchtkäfer vor. Letzterer vor allem im Tessin und in Bündner Südtälern. Ich hoffe sehr, wieder einmal eines nachts dieses magische Leuchten entdecken zu können. Schnecken hätte ich genug und dunkel ist es in meiner näheren Umgebung auch.

Quelle der Informationen im heutigen Beitrag: Pro Natura

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