Grüne Suppe am Gründonnerstag – Superfood aus grauer Vorzeit

Übermorgen, am 17. April, ist es in vielen Ländern noch heute Brauch, eine sogenannte Grüne Suppe, die «Gründonnerstagssuppe» zu essen. Je nach Region respektive lokaler Überlieferung, kann sie aus einer bestimmten Anzahl Kräutern bestehen. In Frankfurt spricht man von der «Grünen Soße».

Für die Herstellung einer solchen Gründonnerstagssuppe eignet sich eine Vielzahl von Wildpflanzen.

Für eine «Grüne Suppe» werden die ersten jungen essbaren Wildkräuter vor unserer Haustüre verwendet. Je nach Land, Region, was um diese Zeit gerade verwendbar ist. Heuer ist Gründonnerstag erst am 17. April und viele Kräuter können bereits nicht mehr verwendet werden, weil sie bereits in Blüte stehen, zum Beispiel das Scharbockskraut. Mit der Blüte erhöht sich der Gehalt an Protoanemonin und der Geschmack wird zunehmend scharf-bitter. Auch Bärlauch sollte nur verwendet werden, solange er noch nicht blüht.

Ich persönlich unterscheide zwischen Wildpflanzen, die ich als das eigentliche Suppengemüse verwende und solchen, die ich der fertigen Suppe fein gehackt als Würze oder Dekoration beigebe. Die besten Kräuter, die sich zum Kochen der grünen Suppe eignen, sind für mich an erster Stelle die Brennnessel und der Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Aus den beiden allein würde sich schon eine feine Suppe kochen lassen. Aber auch der Giersch (Aegipodium podograria) eignet sich bestens für die Verwendung als Suppe respektive Gemüse.

Dann gibt es noch eine grosse Anzahl Frühlingskräuter, von denen die noch jungen, zarten Blätter einer Suppe als Würze oder Dekoration hinzugefügt werden können. So lassen sich zum Beispiel die noch jungen Blätter des Wiesen-Schaumkrauts (Cardamine pratensis) genauso wie die mit ihm verwandte Brunnenkresse, fein gehackt als leicht bitteres, scharfes Gewürz der Suppe verwenden.

Hier folgt noch eine Auswahl weiterer Pflanzen, von denen die noch jungen Blätter zum Würzen der Gründonnerstagssuppe verwendet werden können sind: Bärlauch (Allium arsinum), Beinwell (Symphytum off.), Brombeere (Rubus fruticosus), Brunnenkresse (Nasturtium off.), Gänseblümchen (Bellis perennis), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Himbeere (Rubus idaeus), Hirtentäschel (Capsella burs-pastoris), Knoblauchsrauke (Alliaria off.), Malve (Malva silvestris), Sauerampfer (Rumex acetosa), Schafgarbe (Achillea millefolium), Vogelmiere (Stellaria media), Schlangen-/Wiesenknöterich (Polygonum bistorta)

Je nach Region/Land, spricht man bei der grünen Suppe im Frühjahr auch von der 9-Kräutersuppe. Warum aber gerade 9 Kräuter? Die Zahl stamme aus dem indo-germanischen Raum und bezeichne unter anderem das Ende der drei kalten Wintermonate und den Beginn der neun wärmeren, wesentlich angenehmeren. Nach den drei kalten, entbehrungsreichen, dunklen Monaten, die oft auch mit Hunger und Mangelernährung einhergingen, waren diese ersten, frühen Kräuter mit ihrem oft hohen Vitamin-C-Anteil für die Vorfahren sehr wichtig. Insbesondere auch um den gefürchteten Skorbut zu bekämpfen.

So hatten auch bereits unsere Vorfahren ihr «Superfood», denn all dieses Frühlingskräuter wirken entschlackend, blutreinigend und enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe, einfach alles, was den Körper nach den Wintermonaten wieder so richtig in Schwung bringt. Unsere Vorfahren verwendeten die Pflanzen, die in ihrer Region wuchsen. Heutzutage trägt das Superfood oft exotische Namen, die man kaum auszusprechen weiss und wird von weither eingeflogen. Schade ist, dass das Wissen über die einheimischen Pflanzen gleichzeitig immer mehr verloren geht, in Vergessenheit gerät.

Wer sein Wissen darob auffrischen will, dem empfehle ich den Besuch einer Wildkräuterwanderung oder Ähnlichem, so wie es mittlerweile vielerorts angeboten wird. Auch bei mir findet ihr ein solches Angebot: https://natur-tagebuch.ch/angebote/

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