Gründonnerstagssuppe – Superfood aus der grauen Vorzeit

Heute ist Gründonnerstag, an diesem Tag vor Ostern ist es in vielen Ländern und Regionen Brauch, eine sogenannte «Gründonnerstagssuppe» zu essen. Mancherorts besteht sie aus neun Wildkräutern und diese Tradition der 9-Kräutersuppe muss sehr alt sein. Wahrscheinlich stammt sie aus der Zeit vor der Christianisierung.

Dann gibt es auch noch die «Grüne Suppe» oder in Frankfurt die «Grüne Sosse».

Für eine «Grüne Suppe» – oder Gründonnerstagssuppe – werden die ersten jungen essbaren Wildkräuter vor unserer Haustüre verwendet. In meiner Region wären das zum Beispiel Spitzwegerich, Giersch, Vogelmiere, Sauerampfer, Schafgarbe, Gundermann (Gundelrebe), Brennnessel, Scharbockskraut (Achtung: Blätter sind nur verwendbar, so lange es noch nicht blüht!), Brunnenkresse, Bärlauch, Löwenzahn.

Warum aber gerade 9 Kräuter? Die Zahl stammt gemäss meiner Quelle aus dem indo-germanischen Raum und bezeichnet unter anderem das Ende der drei kalten Wintermonate und den Beginn der neun wärmeren, wesentlich angenehmeren. Nach den drei kalten, entbehrungsreichen, dunklen Monaten, die oft auch mit Hunger und Mangelernährung einhergingen, waren diese ersten, frühen Kräuter mit ihrem oft hohen Vitamin-C-Anteil für die Vorfahren sehr wichtig. Insbesondere auch um den gefürchteten Skorbut zu bekämpfen.

Insbesondere das Scharbockskraut (Scharbock ist die alte Bezeichnung für Skorbut) war deshalb einst sehr wichtig. Aber Achtung, die Blätter dürfen nur so lange verwendet werden, wie das Scharbockskraut (Vicaria verna) noch nicht blüht.

Scharbockskraut wird bei uns auch als «Glitzerli» bezeichnet, wegen seiner gelben Blütenblätter, die wie lackiert glänzen. Es besitzt feigwarzen-ähnliche Wurzeln, die als Stärkespeicher dienen. Daher kommt auch ein weiterer gebräuchlicher Name: Feigwurz. (Siehe Galerie am Schluss)

Sobald also die drei harten Wintermonate überstanden waren und die ersten saftigen Kräuter spriessen, wurden diese grünen Wildkräutersuppen zur Stärkung gegessen. Enthalten doch gerade junge Pflanzen besonders viele gesundheitsfördernde Vitamine und Mineralstoffe. Eine Art Superfood aus der grauen Vorzeit; wurde die Suppe vor Ostern gegessen, so bezeichnete man sie als Gründonnerstagssuppe.

Also, wer weiss, vielleicht macht ihr euch ja heute (bei uns schneit es grad zur Zeit) mit den Kindern oder Enkeln auf die Suche nach den 9 Kräutern. Solche alten Traditionen sind stets auch wieder eine gute Gelegenheit, sich mit den Wildpflanzen zu beschäftigen, dem Nachwuchs Wissen über unsere heimischen Pflanzen zu vermitteln.

Rezepte für «Grüne Suppen» oder «9-Kräutersuppen», respektive Gründonnerstagssuppen findet ihr im Internet jede Menge, für jeden Geschmack. Hier ein Beispiel: https://www.bergwelten.com/a/selbstgemacht-9-kraeuter-suppe

Je nach Land respektive Region gibt es viele verschiedene, von Generation zu Generation überlieferte Rezepte für Grüne Suppen. Manche geben zum Beispiel noch ein Spiegelei drauf, was auch sehr schön aussieht und gut schmeckt. Oder in der Region um Frankfurt gibt es die «Grüne Sosse», das Rezept tönt auch sehr schmackhaft.

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