Grosse Holzbiene – lauter Brummer mit blau-violetten Flügeln

Sie brummt ähnlich laut wie eine Hornisse und lässt mich im ersten Moment stets etwas zusammenfahren, wenn sie dicht an mir vorbeifliegt:

Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea)

auch Grosse Holzbiene, Grosse Blaue Holzbiene oder Violettflügelige Holzbiene.

Das auffällige Insekt gab es in meiner Kindheit in unseren Breiten noch nicht.

In Deutschland wurde die bis zu 3 Zentimeter lange Biene 2024 von der Stiftung für Mensch und Umwelt zur Wildbiene des Jahres gekürt. Ihr Körper ist metallisch-tiefschwarz, die Thorax-Oberseite leicht gräulich. Am auffälligsten aber sind ihre schwarzen Flügel die je nach Lichteinfall wunderschön blau-violett schillern. Anhand dieser Merkmale kann man sie recht gut von Hummeln unterscheiden.

Wie es der Name verheisst: die Grosse Holzbiene steht auf Holz; vor allem moderndes. Mit ihrem kräftigen Kauwerkzeug beisst sie sich in das mürbe Holz hinein und baut Höhlen in denen sie ihre Brut aufzieht. Vielleicht habt ihr schon mal solche kreisrunden Löcher in morschem Holz angetroffen und euch gefragt, wer wohl dahintersteckt. Die Biene hinterlässt bei ihrer Bohrtätigkeit oft Spuren von Sägemehl. – Es ist nicht immer der Weidenbohrer, der für solche Bohrlöcher verantwortlich ist, sondern häufig auch die Anwesenheit der Grossen Holzbiene.

Mich dünkt, wir haben jedes Jahr mehr von ihnen im Garten, die ersten entdeckte ich auf Blüten des Mönchspfeffers. Danach stellt ich ihre Vorliebe für Blasenstrauchblüten (Bild) fest und heuer sind es die Schlafmohnblüten im Gemüsegarten, die sie täglich aufsuchen.

Meine Vermutung, dass es die Grosse Holzbiene in meiner Kindheit der 60-er Jahre bei uns noch nicht gab, wird vom NABU bestätigt: Damals kam sie in unseren Breiten schlicht noch gar nicht vor: «In Mitteleuropa war ihr Auftreten früher auf wärmebegünstigte Lebensräume beschränkt.»

Der NABU vermutet, dass der attraktive grosse Brummer – wie so manch anderes Insekt – klimawandelbedingt auf dem Vormarsch ist. Zu Beginn nur im Südwesten Deutschlands zuhause, reiche «ihr abgesehen von Höhenlagen und größeren Waldgebieten weitgehend geschlossenes Verbreitungsareal inzwischen nördlich bis zu einer Linie Osnabrück–Hannover–Berlin. Zerstreut kommt sie sogar bis nach Südschweden und ins Baltikum vor.»

Bei uns in der Schweiz hat die Blaue Holzbiene zwei Schwesterarten: Xylocopa iris und Xylocopa valga. Diese Holzbienen kommen jedoch nur bei Genf, im Wallis, und in der Südschweiz vor.

Sonnige Lebensräume mit ausreichend mürbem Totholz als Nistmöglichkeit, das ist das, was die Blauschwarze Holzbiene mag, insbesondere in Gärten und Streuobstwiesen. Dort bildet sie nicht etwa Staaten wie die Honigbiene, sondern lebt alleine. Nachdem sich das Weibchen eine geeignete Stelle zum Brüten ausgesucht hat, nagt es in stundenlanger Arbeit bis zu 30 cm lange und fingerdicke Gänge in das mürbe Holz.

Als Proviant für den Nachwuchs, hinterlegt die Grosse Holzbiene in den Holzgängen eine zähe Pollenmasse, dazu wird jeweils noch ein Ei gelegt. Dann geht es zack-zack: die Larven wachsen schnell heran, verpuppen sich und bereits ab Juli brummt die zweite Generation der eindrücklichen, blauschillernden, grossen Bienen durch die Gegend. Sie ernähren sich vorzugsweise von pollenreichen Blüten von Schmetterlings-, Lippen- und Korbblütlern. In meinem Garten sind dies hauptsächlich die Pflanzen, die ihr auf den Bildern seht. Sie locken die Grosse Holzbienen in den Garten, genauso wie unsere Totholzstapel und der vor sich hin modernde, alte Apfelbaum-Methusalem.

Nun geht es nach draussen an die Arbeit, es ist angenehm kühl, nachdem wir in der Nacht mit reichlich Regen beschenkt worden sind. Das kostbare Nass ist nicht nur für die Vegetation, sondern auch die Fauna ein Segen nach der vergangenen Hitzeperiode.

Habt noch einen schönen Tag; in unserem Kanton beginnen heute bereits die Sommerferien, ich wünsche allen einen guten Start in eine erholsame, entspannte Ferienzeit mit vielen schönen, unvergesslichen Naturerfahrungen,

Gaby Kistler

Ein Kommentar bei: “Grosse Holzbiene – lauter Brummer mit blau-violetten Flügeln

  1. Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag! Wusste gar nicht, dass die Holzbiene neu zu uns gekommen ist. Die geht bei uns immer sehr gerne an den Muskateller.

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