Sie spinnen mal wieder!!
Aufmerksamen Spaziergängerinnen und Spaziergängern werden sie kaum entgehen: die Gespinste, die nun wieder beginnen, so manchen Strauch wie das Pfaffenhütchen (Bilder), Weissdorn, Schlehen, aber auch Weiden und Traubenkirschen, und gelegentlich Obstbäume, einzuhüllen.
Dahinter stecken die Gespinstmotten (Yponomeutidae), die sogar den Verpackungskünstler Christo in den Schatten stellen.
Hier sieht man sie im Gespinst, die meist gelblichen Raupen eines Nachtfalters, der Gespinstmotte. Sie spezialisieren sich auf ein oder zwei Strauch- respektive Baumarten, wie beispielsweise die abgebildete Pfaffenhütchen-Gespinstmotte. Insgesamt gibt es etwa sechs Gespinstmottenarten bei uns. Ihr Leben nahm seinen Anfang im Vorjahr, als der Falter seine Eier auf entsprechenden Wirtspflanzen abgelegt hat. Nach dem Überwintern schlüpfen die kleinen Räupchen. In ihrer ersten Fressphase im April, sind sie gerade mal einen Millimeter gross.
Sobald sich die Blätter entwickelt haben, legen sie in Gemeinschaftsarbeit ein erstes Gespinst an. Das konnte ich auf meiner täglichen Gassirunde beobachten, wie so ein Gespinst seinen Anfang genommen hat. Mit der Zeit «wandern» sie immer mehr zum Zweigende hin, die Räupchen – unterdessen bereits gut einen Zentimeter gross – beginnen nun die Zweige kahlzufressen und das alles gut verpackt unter dem Gespinst, das sie gesponnen haben. Es dient dazu, sie vor den Blicken von hungrigen Fressfeinden zu schützen.
Etwa gegen Ende Mai, anfangs Juni ist die letzte Raupenphase erreicht und der Appetit am Grössten, dann sind ihre Gespinste bereits so gross, dass sie an Werke des Verpackungskünstlers Christo erinnern: Ganze Sträucher und Bäume werden komplett eingesponnen, was zuweilen sehr skurril aussieht und immer wieder für staunende Blicke sorgt.
Leider habe ich bis jetzt noch nie ein solches Kunstwerk gesehen, aber hier findet ihr beeindruckende Bilder: https://schleswig-holstein.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten/schmetterlinge/24513.html
Gut zu wissen: Selbst wenn die Pflanze völlig kahlgefressen wird, im nächsten Jahr treibt sie normalerweise wieder aus. Ungefähr im Juni verpuppen sich dann die Raupen und im Juli schlüpfen die Falter. Die meisten bei uns vorkommenden Arten sehen etwa gleich aus: Weisse Vorderflügel mit schwarzen Pünktchen drauf. Nach der Paarung und Eiablage beginnt der Kreislauf der Gespinstmotte von Neuem.
Übrigens: Da sich die verschieden Gespinstmottenarten jeweils wie erwähnt auf ein bis zwei Pflanzenarten spezialisieren, kann es vorkommen, dass, wenn sie ihre Wirtspflanze bereits vollständig kahlgefressen haben, auf der Suche nach neuem Fressmaterial alles einhüllen, was ihnen vor die hungrigen Mäuler kommt: Gräser, Sitzbänke, Zäune. Dabei kann es vorkommen, dass sie auf der (vergeblichen) Suche nach Nahrung verhungern können.